Organspende – Geschenk und keine Pflicht

14.01.20, 09:00
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Marco Eschenbach

Geplante Neuregelung: Kölner Diözesan-Caritasdirektor Dr. Frank Johannes Hensel kritisiert Widerspruchslösung

Organspende – Geschenk und keine Pflicht (c) Depositphotos

Köln. In Deutschland gibt es zu wenig Organspenden. Dies ändern soll eine Neuregelung, über die der Deutsche Bundestag voraussichtlich am Donnerstag abstimmt. Der Kölner Diözesan-Caritasverband sieht die von Bundesgesundheits-minister Jens Spahn (CDU) favorisierte Widerspruchslösung kritisch: „Organspenden retten Leben und bedeuten einen Dienst am Nächsten über den Tod hinaus. Eine persönliche Bereitschaft dazu braucht auch eine persönliche Zustimmung und keinen Automatismus“, sagt der Kölner Diözesan-Caritasdirektor Dr. Frank Johannes Hensel.

Die Widerspruchslösung von Jens Spahn und SPD-Politiker Karl Lauterbach sieht vor, dass jede Bürgerin und jeder Bürger eine 
Organspenderin oder ein Organspender ist, sofern sie oder er dem nicht ausdrücklich widerspricht. Dies bedeutet gleichzeitig, dass Schweigen bzw. Unentschlossenheit automatisch als Zustimmung gewertet werden.

Für Hensel ist diese Praxis eine Abkehr von der Klarheit der Selbstbestimmung des einzelnen Menschen in einer wichtigen persönlichen Frage. „Die Widerspruchslösung, die jedem Menschen, der nicht spenden möchte, ein Nein zur Organspende abverlangt, wird dem Anspruch einer eigenen, ausdrücklichen Zustimmung frei von gesellschaftlichem Druck nicht gerecht.“ 

Demgegenüber steht der Entwurf einer Gruppe von Abgeordneten um Grünen-Chefin Annalena Baerbock. Dieser möchte an der bisherigen aktiven Zustimmungsregelung festhalten – mit einer wichtigen Neuerung: Der Spenderwille würde – zum Beispiel bei Behördengängen oder Arztbesuchen – wiederholt erfragt werden. 

Es sei, so Hensel, gerechtfertigt, jeden Menschen gezielt nach seiner Bereitschaft zu fragen, damit er sich gut informiert zur Organspende erklären könne. „Die Organspende ist ein Geschenk und darf nicht zur Pflicht werden.“

In kaum einem anderen europäischen Land spenden so wenige Menschen nach ihrem Tod ein Herz, eine Leber oder eine Niere wie in der Bundesrepublik. Rund 10.000 Menschen warten hier auf ein Spenderorgan – nur knapp 1.000 erhalten eines. Durchschnittlich sterben in Deutschland täglich drei Menschen, weil sie kein Spenderorgan bekommen. 


Bild Dr. Frank Johannes Hensel [ Diözesan-Caritasdirektor für das Erzbistum Köln ] 
Credits: DiCV Köln