„Jeder Tag ohne digitalen Anschluss an die Schule verbaut Zukunft“

26.05.20, 16:00
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Hilfspaket für einkommensschwache Familien kommt nicht an. Finanzierung von Tablets & Co. über Jobcenter oder Sozialamt (c) www.depositphotos.com

Köln. Fast in jedem dritten Haushalt mit Schulkindern gibt es keinen Computer oder kein Tablet – und damit in Zeiten von Homeschooling keinen Zugang zu digitaler Bildung. Ein 550-Millionen-Euro-Soforthilfeprogramm von Bund und Ländern soll das nun ändern und für notwendige Technik sorgen. Viel zu kompliziert, meint Dr. Frank Johannes Hensel, Kölner Diözesan-Caritasdirektor: „Es gibt weder Gesetz noch Informationen. Kinder aus einkommensschwachen Haushalten brauchen jetzt unsere Hilfe, nicht erst nächstes Jahr.“

Damit im Online-Klassenzimmer die notwendige Technik steht – zum Beispiel Computer oder Internet-Leitung – sollen 150 Euro pro Kopf zur Verfügung gestellt werden. „Das reicht fast nie aus. Außerdem ist völlig unklar, ob die Hilfen noch in diesem Schuljahr greifen“, kritisiert Hensel. „Dieses Zögern ist fatal: Jeder Tag ohne digitalen Anschluss an die Schule verbaut Zukunft.“

Das neue Sofortprogramm sieht auch Laptops und Tablets zur Ausleihe in den Schulen vor – für Hensel eine Mammutaufgabe für eh schon belastete Einrichtungen: „Die Schulen müssen nicht nur Laptops und Programme kaufen, versichern und eine Ausleihstelle schaffen, sondern auch Kriterien für die Vergabe entwickeln sowie über die Handhabe informieren.“


Das Hilfsprogramm werde viel Zeit sowie deutlich mehr Ressourcen und Geld schlucken als geplant. Hensel warnt vor komplizierten Vergaberichtlinien, ähnlich wie beim bisher wenig erfolgreichen „Digitalpakt Schule“ von 2019.

Betroffenen Familien rät er zum Gang ins Jobcenter oder Sozialamt, um dort für die digitale Technik einen Antrag auf Kostenübernahme zu stellen. „Sozialgerichte haben die Schulcomputer bereits als un-abweisbaren Mehrbedarf bestätigt“, so Hensel.

Der Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln e.V. ist der Dachverband der katholischen Wohlfahrtspflege im Erzbistum Köln. Ihm sind 280 Mitglieder als Träger von rund 1.850 Diensten und Einrichtungen im Rheinland und angrenzenden Kreisen angeschlossen. Das Spektrum reicht von Krankenhäusern über Altenheime bis zu Kindergärten und Beratungsstellen, wie etwa Schwangerschafts- oder Schuldnerberatung. Der Diözesan-Caritasverband berät seine Einrichtungen und Dienste in fachlichen sowie wirtschaftlichen Fragen und vertritt sie in Kirche, Gesellschaft und Politik.