Zwangsräumungen unbedingt verhindern

09.09.22, 13:15
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Pia Klinkhammer

Keine Förderung mit der Gießkanne: Caritas fordert die gezielte Unterstützung einkommensschwacher Haushalte

(c) Despositphotos

Köln. Die Zahl der Wohnungslosen in Deutschland steigt seit Jahren. Unter den geschätzt 680.000 Betroffenen sind laut Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) immer mehr Frauen, junge Menschen und infolge der Arbeitnehmerfreizügigkeit viele Personen aus osteuropäischen EU-Ländern, die in Deutschland keinen Anspruch auf Sozialleistungen haben. Anlässlich des Tages der Wohnungslosen am 11. September sagt der Kölner Diözesan-Caritasdirektor Dr. Frank Johannes Hensel: „Im Kampf gegen Wohnungslosigkeit fordern wir eine gemeinsame Anstrengung von Bund, Ländern und Kommunen für diese immer größer werdende Gruppe.“

Speziell zugeschnittene Hilfen sind deshalb von enormer Bedeutung, weil sich bei vielen Wohnungslosen die Problemlagen häufen: fehlender Schulabschluss, Schulden, Krankheiten einschließlich Sucht oder psychische Erkrankungen, bei Migranten auch fehlende Sprachkenntnisse und eine unsichere Bleibeperspektive. Bei den wohnungslosen Frauen, die ihre Lage vielfach verbergen und nicht selten in entwürdigende Abhängigkeiten geraten, haben gezielte Hilfen überhaupt erst dafür gesorgt, dass sie gesehen und mitgezählt werden.

Dringend in den Blick zu nehmen sind zum Tag der Wohnungslosen aber auch Menschen, die jetzt schon in prekären finanziellen Verhältnissen leben. „Viele werden inmitten der Energiekrise die drohenden Nachzahlungen nicht bedienen können und fürchten sich vor Strom- und Gassperren und dem Verlust ihres Wohnraums“, so Hensel.

„Zwar hat die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag angekündigt, 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu bauen, davon 100.000 im sozialen Wohnungsbau, aber durch die corona- und kriegsbedingte Verteuerung des Baumaterials, Lieferengpässe und den Mangel an Fachkräften wird dieses Ziel wohl nicht zu erreichen sein.“ Um nicht in eine Notlage zu geraten und sich über Jahre zu verschulden, brauchen einkommensschwache Haushalte laut Caritas eine gezielte Unterstützung und Entlastung. Hensel: „Eine Förderung mit der Gießkanne, wie den Tankrabatt, lehnen wir ab.“ Stattdessen brauche es in den Kommunen vom Land geförderte Fachstellen für Wohnraumsicherung. „Das Ziel dieser Stellen ist es, mit allen Mitteln den Verlust der Wohnung und Zwangsräumungen durch intensive Kommunikation mit Vermietern, Städten und Gemeinden, Wohlfahrtsverbänden und dem Job-Center zu verhindern“, so Hensel.

 

Stichwort Wohnungslosigkeit

Der 11. September ist „Tag der Wohnungslosen“. An diesem bundesweiten jährlichen Aktionstag wird auf das Schicksal von wohnungslosen und von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen aufmerksam gemacht. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) schätzt die Zahl der Betroffenen auf rund 680.000 Personen. Laut der offiziellen Definition der BAG W in Deutschland sind Menschen wohnungslos, wenn sie über keinen mietvertraglich abgesicherten Wohnraum verfügen und auf ordnungs- oder sozialrechtlicher Grundlage in eine kommunale Wohnung oder in ein Heim der Wohnungslosenhilfe eingewiesen werden. Darüber hinaus besteht Wohnungslosigkeit auch, wenn die Betroffenen in einer Notunterkunft oder als Selbstzahler in einer Billigpension leben. Wohnungslos sind zudem jene Personen, die „Platte machen", also auf der Straße leben. 

 

Hilfen im Erzbistum Köln

Allein im Erzbistum Köln sind weit über 10.000 Menschen wohnungslos. Zum Unterstützungsnetz der Caritas gehören neun Notunterkünfte und Notschlafstellen für Obdachlose und 23 Kontakt- und Beratungsstellen für Wohnungslose in besonderen sozialen Schwierigkeiten. Hinzu kommen an mehr als 20 Standorten Angebote des Betreuten Wohnens, 22 stationäre Wohneinrichtungen und zwölf Arbeits- und Beschäftigungshilfen – alle für Wohnungslose.

Weitere Informationen: www.caritasnet.de/themen/krisen-notlagen/wohnungslosigkeit 

 

Kontakt: 

 

Markus Harmann (Pressesprecher)
Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln e.V.
Stabsabteilung Information und Kommunikation 
Georgstr. 7, 50676 Köln 
Tel. (02 21) 20 10 284  
E-Mail:             presse@caritasnet.de 

Internet:           www.caritasnet.de  
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