Soziale Betriebe in Not: Wie ProDonna in Langenfeld um seine Existenz kämpft

06.05.24, 11:00
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Laura Gebara

Storytelling-Website der Caritas: Beschäftigte und Kundinnen berichten, welche Folgen Haushaltskürzungen haben

ProDonna-01 (c) DiCV

Köln / Langenfeld. Seit 20 Jahren ist das Soziale Kaufhaus ProDonna eine feste Institution in Langenfeld. Es bietet Menschen mit geringem Einkommen Textil- und Haushaltswaren zu erschwinglichen Preisen an. Gleichzeitig unterstützt es als Beschäftigungs- und Qualifizierungsbetrieb Langzeitarbeitslose beim Wiedereinstieg in den Beruf. Mit einer neuen, multimedialen Website macht der Kölner Diözesan-Caritasverband auf die in ihrer Existenz bedrohten Sozialen Betriebe aufmerksam. 

Da sind zum Beispiel die Geschichten von Bärbel, Michael und Dina. Für sie bedeutete ProDonna eine zweite Chance. Bärbel erlitt als junge Mutter einen Unfall und konnte für viele Jahre nicht arbeiten. Michael war als Bankkaufmann beschäftigt, als für ihn aus gesundheitlichen Gründen plötzlich alles zusammenbrach. Dina kommt aus Kasachstan und versuchte nach vielen Sprachkursen, beruflich wieder Fuß zu fassen. ProDonna gab ihnen eine Chance. Über Arbeitsgelegenheiten (AGH), also durch das Jobcenter geförderte Tätigkeiten, gelang es den Dreien, wieder in eine geregelte Beschäftigung zu kommen.  

„Eine Arbeitsgelegenheit ist eine echte Chance für die Menschen“, sagt Stephanie Krone, Geschäftsführerin von ProDonna. In ihrem Betrieb erführen die Menschen, dass sie gebraucht werden, dass ihre Arbeit wertvoll ist. Doch Haushaltskürzungen bedrohen die Existenz solcher Einrichtungen. 2023 musste ProDonna 20 Prozent einsparen, 2024 gelang es erst nach langem Protest, die angekündigten Einsparungen von 30 Prozent abzuwenden. Aber schon 2025 drohen weitere Kürzungen. Für Krone eine belastende Situation. „Langzeitarbeitslose haben keine Lobby. Ich appelliere an die Politik: Vergesst sie nicht! Diese Menschen können ihren Beitrag leisten, aber es braucht öffentlich geförderte Beschäftigung.“

Die Unterstützung von Sozialen Betrieben wie ProDonna sei, so Krone, nicht nur eine Investition in die individuelle Zukunft von langzeitarbeitslosen Menschen, sondern auch ein Beitrag zum sozialgerechten Klimaschutz. Durch Upcycling und die Bereitstellung preiswerter Waren leisten diese Betriebe einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit. 

Das zeigt sich auch in einer wachsenden Kundschaft. Längst kaufen nicht nur Geringverdienende dort ein, auch Menschen aus der Mittelschicht sind zunehmend auf günstige Produkte angewiesen. Nachhaltiger Konsum ist in der breiten Gesellschaft angekommen. Wie bei Modestudentin und ProDonna-Kundin Nele, sie ist überzeugt: „Billigproduzierte Ware kommt für mich nicht in Frage. Mode hat etwas mit Nachhaltigkeit zu tun, erst dann steht sie jedem.“   

Eine Zukunft in Langenfeld ohne ProDonna? Unvorstellbar, sagen viele. Für Micheal steht fest, dass die Einrichtung bleiben muss. „Es ist so wichtig, weil man hier wieder eine Struktur bekommt und das Gefühl, wieder gebraucht zu werden.“ Dina sagt: „Wenn ich sehe, wie die Menschen hier mit viel Hoffnung als AGH-Kraft anfangen, denke ich an mich früher und bekomme Gänsehaut.“ Bärbel möchte vor allem, dass die Einrichtung als soziale Kontaktstelle erhalten bleibt. Sie fragt: „Wo sollen die Leute denn hingehen, wenn es ProDonna nicht mehr gibt?“

Alle ausführlichen Geschichten in Text, Audio und Video von Bärbel, Michael und Dina und Hintergrundinformationen unter:

www.soziale-betriebe-in-not.de 

Zahlen zum Hintergrund: 
Bundesweit gibt es 4.000 Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung (AGH) und 900 Plätze im Bundesprogramm „Teilhabe am Arbeitsmarkt" (§ 16i SGB II). Zu den Sozialen Betrieben der Caritas und ihren Fachverbänden gehören rund 210 Soziale Kaufhäuser, 120 Stromsparchecks, 51 Radstationen und 48 Wald- und Grünprojekte.

Fotos aus dem Sozialen Kaufhaus ProDonna in Langenfeld: 
https://mam.erzbistum-koeln.de/web/588137b3bef8e926/soziale-betriebe-in-not/ 

 

Ein Überblick über alle Sozialen Kaufhäuser im Erzbistum Köln:

https://www.sozial-nachhaltig-gut.de/start/