Köln. Von der Verschuldung in die Überschuldung ist es manchmal nur ein kleiner Schritt. Das gilt umso mehr angesichts rasant steigender Preise für Energie, Lebensmittel und Mieten. Auf die prekäre Lage macht der Kölner Diözesan-Caritasverband anlässlich der bundesweiten Aktionswoche der Schuldnerberatung (30. Mai bis 3. Juni) aufmerksam. Gleichzeitig fordert er einen (personellen) Ausbau der Beratungsstellen und eine offene Beratung für alle.
Während die Nachfrage bei den Beratungsstellen im Erzbistum Köln in den vergangenen zwei Jahren um bis zu 30 Prozent zugenommen hat, bleibt das Angebot unverändert. „Hier hat sich nichts getan. Man tritt auf der Stelle, was immense Verzögerungen bedeutet“, sagt Christiane Heger, Referentin für Schuldnerberatung beim Diözesan-Caritasverband. „Je schneller einem Ratsuchenden geholfen wird, desto weniger psychischem Druck ist er ausgesetzt.“
Aktuell gelten mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland als überschuldet. Hauptgründe sind Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit. „Betroffen sind viele Solo-Selbstständige und Geringverdienende, die durch die Corona-Pandemie starke Einbußen hatten“, so Heger. Einen deutlichen Anstieg verzeichnet sie bei den 60- bis 69-Jährigen. Kritisch sieht sie, dass die Zugänge zur Schuldnerberatung weder einheitlich noch niedrigschwellig sind. „Mancherorts wird ohne Einschränkung kostenlos beraten, während dies in anderen Städten und Gemeinden nur für klar festgelegte Gruppen gilt“, sagt Heger. Nicht selten würden dadurch Menschen, die Rente beziehen, und Studierende ausgeschlossen. Abhilfe würde ein gesetzlich verankertes Recht auf Beratung für alle schaffen.
Insgesamt gibt es im Erzbistum Köln 17 Schuldnerberatungsstellen, von denen 16 auch als Insolvenzberatungsstellen anerkannt sind. Sie verhandeln mit Gläubigern, erstellen Pläne für die Rückzahlung von Schulden und vermitteln ergänzende Hilfen der Caritas. Die Aktionswoche wird von der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände – ein Zusammenschluss der Freien Wohlfahrtspflege, der Verbraucherzentrale und der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung – organisiert.
Infos und Kontakt:
www.aktionswoche-schuldnerberatung.de
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