Köln. Verkehr und Klimaschutz – wie passt das zusammen? Ideen zum Thema nachhaltige Mobilität entwickelten am Dienstag 120 Teilnehmende beim ersten Klima-Forum für Wohlfahrt und Kirche im Kölner Maternushaus, um zügig gemeinsam zu handeln. „Kirche kann und muss der Schlüssel zur Veränderung sein. Ihr seid die Hoffnungsfraktion“, unterstrich dabei Gastredner Dr. Eckart von Hirschhausen.
Zentrale Voraussetzungen dafür seien, dass die Kirche nicht nur ohne materialistisches Weltbild auskomme („Jesus brauchte keinen SUV, um Leute zu beeindrucken.“), sondern zudem Intergenerationalität („Wir haben etwas empfangen und geben es weiter.“) und ein weltumspannendes Netzwerk („In jedem Dorf gibt es eine Kirche.“) besitze, sagte der Wissenschaftsjournalist und Gründer der Stiftung „Gesunde Erde – Gesunde Menschen“.
Ausgehend von der Caritas, die Nächstenliebe bedeutet, forderte er „Übernächstenliebe“ zur Bewahrung der Schöpfung. „Wir sind die Letzten, die etwas ändern können. Dafür haben wir nur noch ein Jahrzehnt“, so Hirschhausen, der seine Bühnenkarriere beendet hat, um sich gegen die Klimakrise zu engagieren. Die Caritas sei als Wohlfahrtsverband nah an den Menschen, und diese Menschen müssten jetzt „ihren Mund aufmachen“.
Organisiert vom Kölner Diözesan-Caritasverband und der Abteilung Schöpfungsverantwortung des Erzbistums diskutierten beim Klima-Forum Haupt- und Ehrenamtliche aus Kirche und Gesellschaft in zwölf Workshops u.a. über klimafreundliche Mobilität, nachhaltige Verhaltensänderung und soziale Aspekte der Verkehrswende.
„Als Christen haben wir eine besondere Verantwortung für die Schöpfung, die durch den Klimawandel massiv bedroht ist. Deshalb suchen wir als Caritas und Kirche Lösungen dafür, unsere Aufgaben klimafreundlicher zu erfüllen – also weniger klimaschädliche Emissionen zu verursachen“, erklärte Dr. Vera Bünnagel, Klimaschutzbeauftragte des Diözesan-Caritasverbandes. „Zugleich machen wir uns für die Menschen stark, die von der Erderwärmung besonders betroffen sind. Auf globaler Ebene all jene, die durch Naturkatastrophen ihren Lebensraum verlieren und von Hunger besonders gefährdet sind. Aber auch in Deutschland, denn auch bei uns treffen die Folgen der Klimakrise Menschen mit wenig Geld in besonderer Weise. Etwa, weil sie in schlecht gedämmten Wohnungen oder in Ballungsräumen leben, in denen es an heißen Tagen mehrere Grad wärmer sein kann als im Umland.“
Wie entscheidend die Verkehrswende für den Klimaschutz ist, stellte Prof. Dr. Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (Leiter der Forschungsgruppe Digitale Mobilität und gesellschaftliche Differenzierung) heraus. Demnach verursache der Verkehr rund 30 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland. Um die Pariser Klimaziele zu erreichen, brauche es bis 2030 jedoch u.a. 15 Millionen E-Fahrzeuge (aktuell: 1,1 Mio.) und 38 Prozent Anteil Öffentlicher Verkehr (aktuell: 12 Prozent). „Es ist von Menschenhand gemacht, dass wir Autos in Hülle und Fülle haben – viel mehr als wir brauchen“, sagte Knie, der die Politik in der Pflicht sieht.
Stellung bezog auch Bastian Campmann, Kölner und Kasalla-Frontmann, der sich eine autofreie Stadt und deutlich mehr Radwege wünscht. Wie Kasalla die Klimakrise beschäftigt, beschreibt der zehn Jahre alte Song „Köllefornia“. Campmann: „Wir hätten uns damals nicht träumen lassen, wie schnell der Song so realistisch wird.“ Entsprechend ruft die Band mit ihrem aktuellen Lied „Typ em Speejel“ dazu auf, selbst aktiv zu werden und nicht auf andere zu warten.
Das Klima-Forum wird am 30. August 2024 im Maternushaus fortgesetzt. Das Thema steht noch nicht fest.
Zu den Fotos des Klima-Forums:
https://mam.erzbistum-koeln.de/web/617686c65f4522e1/klima-forum-2023/
Weitere Informationen und Kontakt:
Dr. Vera Bünnagel
vera.buennagel@caritasnet.de
0151 2211 3673
https://klimaforum.koelner-tagung.de/