Köln. Der Diözesan-Caritasdirektor für das Erzbistum Köln,
Dr. Frank Johannes Hensel, hält eine Impflicht für Pflegekräfte und Menschen weiterer Berufsfelder mit großer körperlicher Nähe zu anderen Personen für geboten. Er gibt allerdings bei unvermittelter Umsetzung angesichts der derzeitigen Situation zu bedenken: „Die vierte Welle ist in vollem Gange, alle gesunden Kräfte werden gebraucht“, so Hensel.
„Es müssen jetzt alle Voraussetzungen geschaffen werden für arbeitsfeldbezogene Impfpflichten. Dazu braucht es klare und einsehbare Vorgaben für die ambulanten und stationären Kräfte in den unterschiedlichen Pflege- und Betreuungsaufgaben. Man darf nicht vergessen: Jede verordnete Impfpflicht entfaltet ihre volle Wirkung mit deutlichem Zeitverzug“, so Hensel weiter.
Eine Impfpflicht sei grundsätzlich auch für Menschen in weiteren Berufsfeldern zu erwägen. „Zur besseren Unterbindung von Übertragungsketten sind neben der Alten- und Krankenpflege auch Arbeitsfelder im öffentlichen und privaten Bereich wie Kindergarten, Schule bis in den Polizeidienst hinein sinnvoll.“
Beim Impfen gehe es um den Erkrankungsschutz für sich selbst und den Übertragungsschutz für andere. „Beide Schutzwirkungen sind bedeutend für Leib und Leben und können nicht getrennt voneinander angenommen oder abgelehnt werden. Eine persönliche Entscheidung gegen eine Coronaschutz-Impfung berührt – solange wir Menschen nahekommen – also unweigerlich die körperliche Unversehrtheit anderer.“
Laut Hensel sind in den pflegerischen Berufen die Durchimpfungsquoten und die Hygienestandards zwar besonders hoch. Auch seien Übertragungsrisiken mittels der bisherigen Impfungen, Schutzkleidung und engmaschiger Testungen ordentlich eingrenzbar. Infektionen breiten sich aber auch in Pflegeeinrichtungen weiterhin aus.
Zur Caritas im Erzbistum Köln gehören etwa 170 stationäre Pflegeeinrichtungen mit 15.000 Bewohnerinnen und Bewohnern. 74 ambulante Pflegedienste (2.000 Mitarbeitende) versorgen zudem 13.000 Menschen zu Hause.