Geflüchtete brauchen besseren Therapie-Zugang

18.06.25, 11:00
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Pia Klinkhammer

Caritas warnt zum Weltflüchtlingstag vor dramatischer Versorgungslage bei traumatisierten Menschen

Karin Zwam (c) DiCV / Jo Schwarz

Köln. Zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni warnt der Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln vor einer gravierenden Unterversorgung in der psychotherapeutischen Hilfe für Geflüchtete. 

In einem Interview mit der Zeitschrift Caritas in NRW berichtet Zwan Karim, Leiterin des Kölner Caritas-Therapiezentrums für Menschen nach Folter und Flucht, von erschreckenden Zahlen: „Etwa 30 Prozent der Geflüchteten entwickeln eine posttraumatische Belastungsstörung, 40 Prozent leiden unter depressiven Symptomen.“ Besonders betroffen seien Kinder und Jugendliche, deren psychische Belastung durch unsichere Wohnsituationen, Ausgrenzung und fehlende Strukturen noch verschärft werde.

Trotz der hohen psychischen Not fehle es vielerorts an Therapieplätzen und geeigneten Angeboten. Allein in Köln warten derzeit 135 Betroffene – darunter 73 Kinder – auf einen Therapieplatz, bei einer durchschnittlichen Wartezeit von rund 18 Monaten. Bürokratische Hürden, Sprachbarrieren und komplizierte Verfahren erschweren den Zugang zusätzlich. „Das führt dazu, dass sich Erkrankungen verfestigen oder überhaupt erst entstehen“, so Karim.

Zunehmend wirken sich auch postmigratorische Stressfaktoren wie langwierige Asylverfahren, drohende Abschiebungen und politische Stimmungsmache negativ auf die seelische Gesundheit aus. Selbst anerkannte Geflüchtete berichten von wachsender Verunsicherung und Rückzug.

Das Caritas-Therapiezentrum begegnet dieser Not mit Einzel- und Gruppentherapien, psychosozialer Beratung und aufsuchender Hilfe in Unterkünften. Doch der Bedarf übersteigt bei Weitem die Kapazitäten. Der Diözesan-Caritasverband fordert deshalb von Bund und Ländern einen konsequenten Ausbau niedrigschwelliger psychotherapeutischer Angebote – damit geflüchtete Menschen nicht mit ihrem Leid allein bleiben.

 

Zum vollständigen Interview mit Zwan Karim:
https://www.caritas-nrw.de/themendossiers/migrationundintegration/viele-ziehen-sich-zurueck-und-vertrauen-niemandem  

Foto: 
Zwan Karim, Leiterin des Kölner Caritas-Therapiezentrums für Menschen nach Folter und Flucht (Credit: DiCV Köln/Jo Schwartz)

Zur Website des Therapiezentrums für Menschen nach Folter und Flucht:
https://www.caritas-koeln.de/hilfe-beratung/fluechtlinge-einwandernde/traumatisierte-fluechtlinge/ctz/#