Köln. Mit einem Fünf-Punkte-Katalog fordert der Kölner Diözesan-Caritasdirektor Dr. Frank Johannes Hensel die künftige NRW-Landesregierung auf, den Kampf gegen Kinderarmut zu verstärken. „Seit Jahren wird die Beseitigung der Kinderarmut als politisches Ziel markiert und ein Projekt nach dem anderen aufgelegt, doch was es braucht, sind eine Strategie und tragfähige Konzepte!“ Es gelte, entschlossen zu handeln, um nicht weiter wertvolle Zeit zu verlieren. „Mit jedem Kind, das nicht seine Chancen nutzen kann, verliert die ganze Gesellschaft.“
Die Zahl ist erschreckend. Aktuell gelten mehr als 600.000 Mädchen und Jungen in Nordrhein-Westfalen als arm oder armutsgefährdet. Meist sind die Eltern erwerbslos, alleinerziehend oder geringqualifiziert. Es gelte, die unmittelbare Lebenssituation der Familien zu verbessern und einen besseren gesetzlichen Rahmen zu schaffen, so Hensel.
Die Folgen aus politischer Zögerlichkeit seien absehbar. Menschen in Armutssituationen werden häufiger krank und benötigen im Leben viel mehr Hilfe und Unterstützungsleistungen. Das habe Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft. „Kinderarmut bedroht Leib und Leben. Es ist nicht nur menschlich tragisch, sondern auch gesellschaftlicher Wahnsinn, sich so viele abgehängte Kinder zu leisten“, unterstreicht Hensel und fordert die künftige Landesregierung auf:
- Es braucht klare bildungspolitische Ziele und eine Senkung der Schulabbrecherquote (2021: 2,3 Prozent in NRW) sowie des verbreiteten funktionalen Analphabetismus selbst bei regulärem Schulabschluss. Allein in NRW sind nach Schätzungen 1,5 Millionen Menschen betroffen.
- Bildungsbarrieren müssen abgebaut werden, Lernmittelfreiheit ist endlich ernst zu nehmen. Schulbücher, Laptops, Arbeitsmittel und Schulausflüge müssen für alle Schülerinnen und Schüler kostenfrei sein.
- Regelbedarfe für die Grundsicherungsleistungen müssen kinder- und jugendgerecht ermittelt und über Geld- und Sachleistungen sichergestellt werden.
- Alle Kinder müssen schon vom Kindergartenalter an durch gesicherte gute Ernährung, viel Bewegung und Wissen über den eigenen Körper eine bessere Chance auf ein gesundes Leben haben.
Ein Aufwachsen in Wohlergehen muss als Kinderrecht gesetzlich verbrieft werden und darf politisch nicht länger als wünschenswerte Wohltat eingeordnet werden.