„Eine Destabilisierung zur Unzeit“

21.08.23, 14:00
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Pia Klinkhammer

Kürzungspläne der Bundesregierung: Caritas-Beratungsstellen für erwachsene Zuwanderer im Erzbistum Köln geraten unter Druck

Flüchtlingshilfe konkret (c) DiCV

Köln. Der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) drohen drastische Einschnitte. Die Mittel für den Bereich sollen laut Bundeshaushalt 2024 um 30 Prozent gekürzt werden. Davon betroffen wären auch die Beratungsstellen der Caritas im Erzbistum Köln. „Macht die Regierung Ernst, können ein Drittel weniger Personen beraten werden – ausgerechnet in einer Zeit, in der immer mehr Menschen zuwandern“, so Diözesan-Caritasdirektor Dr. Frank Johannes Hensel. 

Fast 2,5 Millionen Geflüchtete kamen 2022 nach Deutschland, darunter allein 1,2 Millionen Menschen aus der Ukraine. In Anerkennung dessen stellte die Bundesregierung Sondermittel bereit.

„Die Kehrtwende jetzt bedeutet einen Einbruch von wichtigen und bewährten Strukturen und ist eine Destabilisierung zur Unzeit. Der Beratungsbedarf wird dramatisch unterschritten. Das hat fatale Folgen für viele Menschen und erhebliche gesamtgesellschaftliche Auswirkungen“, warnt Hensel. 

Die Beratung ist einer der wichtigsten Integrationsmotoren: So wurden 2022 im Kölner Erzbistum 8528 Zugewanderte (1500 mehr Ratsuchende als im Jahr davor) bei der Wohnungs-, Ausbildungs- und Arbeitssuche sowie im Behördenkontakt und durch Vermittlung von Sprachkursen unterstützt. 

Hensel: „Geflüchtete bringen einen enormen Wert mit. Ihre Zuwanderung ist eine Riesenchance gerade im aktuellen demografischen Wandel, der uns schon jetzt vor große Schwierigkeiten stellt. Erst recht, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen.“ Genau dies betone auch das gerade beschlossene Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das durch die Kürzungsvorhaben konterkariert werde.

„Während händeringend versucht wird, in Brasilien oder Vietnam Fachkräfte anzuwerben, wird die Beratung von bereits zugewanderten Arbeitskräften, die hier schnell in einen Job wollen, zurückgefahren. Dieses Potenzial gehört gefördert und nicht verschenkt“, so Hensel.

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