Themen dieser Ausgabe sind u.a.: Breite Diskussion zur 24-Stunden Betreuung | 24 Millionen Euro mehr für gute Migrationsberatung | Recht auf Familiennachzug umsetzen

Ausgabe 18 – 2022 | 29. September 2022

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  Aktuell  

Keine einfachen Auswege und keine schnellen Lösungen

Breite Diskussion zur 24-Stunden-Betreuung 

Der DiCV Köln hat auf einem fachübergreifenden Workshop am 31. August 2022 die 24-Stunden-Betreuung (Live-in-care) aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven diskutiert. Das Problem: Ein Großteil der 24-Stunden-Kräfte arbeitet in irregulären Arbeitsverhältnissen. Was hinter den Wohnungstüren geschieht, bleibt meist im Verborgenen. In den Herkunftsländern entsteht nicht selten eine Versorgungslücke. 

Die Versorgung von pflegebedürftigen Menschen in der eigenen Häuslichkeit, die nicht von Angehörigen betreut werden können, stellt das gängige Versorgungssystem vor große Herausforderungen. Auch aus diesem Grund ist über lange Jahre der Markt der Live-In-Cares gewachsen und in einer von der Politik tolerierten Grauzone geblieben. „Sicher gibt es auch gute Erfahrungen, aber es kommt nicht selten zu ausgeprägten Stresssituationen und Überforderung bei allen Beteiligten“, so eine Erkenntnis der Tagung.

Im aktuellen Koalitionsvertrag der Bundesregierung wird die Erarbeitung einer rechtssicheren Grundlage für die 24-Stunden-Betreuung im familiären Bereich angekündigt. „Klar ist, dass es so nicht weitergehen kann aber auch, dass es keinen einfachen Weg aus dieser Situation gibt und schon gar keine schnellen Lösungen“, so Helene Maqua, Abteilungsleiterin Altenhilfe und Pflege beim DiCV Köln.

Im Zentrum der Diskussionen standen faire, bedarfsgerechte, legale, tolerante und ethisch unbedenkliche Arbeitsverhältnisse für die Live-In-Care-Kräfte. Fachvorträge aus dem Blickwinkel der betroffenen Betreuungskräfte, eines Herkunftslandes (Rumänien), der Pflegebedürftigen/pflegenden Angehörigen und des Verbraucherschutzes lieferten den Input für weitere Diskussionen. 

Weitere Informationen zur Tagung

Traum oder Wirklichkeit?

Debatte über Wohlstand und soziale Sicherheit in Europa

Im Zentrum Kunst_Kultur_Natur (Kukuna) des Fachdienstes für Integration und Migration des Caritasverbands Wuppertal/Solingen sprach NRW-Europastaatssekretär Mark Speich mit Besucherinnen, Mitarbeitenden und Verantwortlichen der Caritas. 

Themen waren die alltäglichen Herausforderungen, die Menschen aus Ost- und Südosteuropa als Bürgerinnen und Bürger Europas in Nordrhein-Westfalen bewältigen müssen, aber auch ihre Hoffnungen und Ziele für ein gemeinsames „Europa der Zukunft“. Der Besuch ging zurück auf das 2021 anlässlich der „Konferenz zur Zukunft Europas“ begonnene Gespräche der Caritas in NRW mit dem Staatssekretär, der damals auch Delegierter für den „Ausschuss der Regionen“ im Plenum der „Konferenz zur Zukunft Europas“ war. 

Ein erstes Fazit: Der Traum von einem guten Europa der Zukunft ist für viele Menschen, die aus anderen EU-Ländern nach NRW kommen, eng verbunden mit dem Wunsch, die eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten auch hier wertgeschätzt einbringen zu können. Es geht darum, einen guten Arbeitsplatz zu finden, schnell die deutsche Sprach zu lernen, selbstständig die eigenen Angelegenheiten zu regeln sowie Schutz und Sicherheit bei Krankheit und im Alter zu finden. Das deckt sich mit der politischen Idee eines Sozialen Europa. 

Die Caritas wünscht sich, dass das Land NRW in seiner europapolitischen Arbeit noch stärker zum Vorreiter sozialer Anliegen wird und sich für faire Arbeit, Mindestlohn, Mindestsicherung und Armutsbekämpfung auch auf europäischer Ebene einsetzt. 

Weitere Informationen

Abschiebungsreporting NRW

Neue Website ist online 

Seit rund einem Jahr gibt es das Projekt „Abschiebereporting NRW“, das vor allem unverhältnismäßige Abschiebungen in den Blick nimmt, um so auf inhumane Aspekte der Abschiebungspraxis in Nordrhein-Westfalen aufmerksam zu machen. Gefördert wird das Projekt u.a. von der evangelischen Kirche im Rheinland, der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe und Pro Asyl.

Das Projekt ist dabei auf Einzelfälle und Praxisberichte aus allen Regionen des Landes angewiesen. Hinweise auf unverhältnismäßige Abschiebungen können dem Projektbüro übermittelt werden. 

Mehr zum Projekt

Gemeinsam für Qualität: Kinder beteiligen im Ganztag

Antragsfrist des ESF-Plus-Programms wird verlängert 

Das Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) hat die Antragsfrist für das ESF-Plus-Programm „Gemeinsam für Qualität: Kinder beteiligen im Ganztag“ bis zum 30. Juni 2023 verlängert. Dabei handelt sich um ein Windhund-Verfahren, wobei in allen Bundesländern noch ausreichend Budget zur Verfügung steht.

Das Programm will Impulse zu einer Weiterentwicklung der Ganztagsangebote im Grundschulalter setzen. Das zentrale Anliegen des Programms liegt in der Schaffung von partizipativen Strukturen und der Ausgestaltung partizipativer Angebote, um die Teilhabechancen der Grundschulkinder zu verbessern. Antragsberechtigt zur Förderung sind Schulträger sowie Träger der freien und öffentlichen Jugendhilfe, welche als Träger die schulische Betreuung an Grundschulen sicherstellen. 

Hinweise zum Antragsverfahren

Werkstattjahr NRW

ESF-Landesprogramm wird fortgesetzt

Das nordrhein-westfälische Arbeitsministerium hat mitgeteilt, dass das ESF-Programm „Werkstattjahr NRW“ in den Ausbildungsjahren 2022/2023 und 2023/2024 fortgesetzt wird. Zudem besteht eine Option zur Fortsetzung des Programms für 2024/2025. 

Neu ist, dass nun noch nicht ausbildungsreife junge Menschen unter 25 Jahren gefördert werden können (bisher unter 18 Jahren). Zudem können die jungen Menschen eine monatliche Leistungsprämie erhalten.

Die Projekte im Rahmen des „Werkstattjahres NRW“ werden aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. Sie verbinden berufliche Qualifizierung mit betrieblicher Praxis, um benachteiligte junge Menschen an den Arbeitsmarkt und an berufliche Ausbildung heranzuführen. Die Dauer der Förderung beträgt zwölf Monate. Insgesamt können landesweit bis zu 1.200 Teilnehmende gefördert werden.

Der Programmaufruf zum „Werkstattjahr NRW“ wurde bereits im März 2022 veröffentlicht und bezieht sich auf die Maßnahmejahre 2022/2023 und 2023/2024. Des Weiteren wurde eine Optionsziehung auf weitere zwölf Monate, das heißt das Maßnahmejahr 2024/2025 angelegt. Dadurch wird eine neue Programmausschreibung für das Werkstattjahr erst wieder im März 2025 erwartet. 

Zum Programm

  Veranstaltungen  

Richtig Energie sparen – aber wie?

Weitere Fortbildungsangebots für Büro, Kitas und den Alltag

Vor dem Hintergrund der Energiekrise bietet der DiCV Köln eine Fortbildungsreihe zum Energiesparen in den Verbänden, Diensten und Einrichtungen der Caritas an:

Zu weiteren Terminen

Gemeinsam Grenzen überwinden

Jahrestagung der Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche 

Vom 4. bis 6. November 2022 findet die Jahrestagung der Ökumenischen Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche in Kooperation mit dem Ökumenischen Netzwerk Asyl in der Kirche NRW und der Evangelischen Melanchthon-Akademie Köln statt. Thematisiert wird u. a. das Kirchenasyl angesichts des EU-Grenzregimes, darüber hinaus werden verschiedene Workshops angeboten. Eine Anmeldung ist bis zum 15. Oktober möglich.

Zur Anmeldung und zum Programm

Integration in Arbeit: Erfolgsfaktoren und Herausforderungen 

Impressionen vom Fachtag der Aktion Neue Nachbarn 

Um mit Fachpraktiker_innen der Arbeitsmarktintegration ins Gespräch zu kommen, veranstalteten die Projekte „Neue Nachbarn – auch am Arbeitsplatz“ und „SinA – Stark in Arbeit und Ausbildung” Anfang September einen Fachtag „Integration in Arbeit: Erfolgsfaktoren und Herausforderungen”. Die Projekte der Aktion Neue Nachbarn im Erzbistum Köln spielen eine wichtige Rolle im Engagement, Geflüchteten eine gleichberechtigte wirtschaftliche, gesellschaftliche, politische und kulturelle Teilhabe zu ermöglichen.

Renas Sido, ein junger syrischer Geflüchteter, stellte im Rahmen einer Lesung aus seinem Buch „Wo sind meine Olivenbäume? Auf Umwegen aus Syrien ins Rheinland” seine ganz persönliche Integrationsgeschichte und Erfahrungen im Übergang in Ausbildung und Arbeit vor. Diese hat er in mit seiner Jobpatin Ines Kolender festgehalten. Er macht Geflüchteten Mut, Chancen zu ergreifen und unterstreicht gleichzeitig die Notwendigkeit der ehren- und hauptamtlichen Begleitung im Integrationsprozess.

Einen weiteren Akzent legte der Fachtag auf das Thema „Ungleichbehandlung Geflüchteter”. Hierzu bezogen Claus-Ulrich Prölß, Kölner Flüchtlingsrat e.V., Tanja Fendel, Arbeitsmarktforscherin IAB Nürnberg und Irene Porsch, Flüchtlingsbeauftragte der Caritas im Erzbistum Köln, bei einer Podiumsdiskussion Stellung. Es wurde eindrücklich gezeigt, dass mindestens zwei Klassen Geflüchteter existieren, die sich durch rechtliche Ungleichheiten im Zugang zum Arbeitsmarkt und Sozialleistungen unterscheiden. Der Umgang mit ukrainischen Geflüchteten verdeutlicht jedoch, dass ein unbürokratischer und schneller Zugang zum Arbeitsmarkt und Sozialleistungen möglich ist.

Deshalb liege der Fokus der praktischen Arbeit caritativer Träger – vor allem in den Projekten – auf offenen und bedarfsorientierten Angeboten für alle Geflüchteten, unabhängig von Herkunft und Aufenthaltstitel.

CaritasCampus

Fort- und Weiterbildungsangebote

Haben Sie Interesse an optimalen Möglichkeiten zur fachlichen und persönlichen Qualifizierung? Wir bieten Ihnen jährlich nahezu 1.000 Veranstaltungen an über 30 Orten zu allen Arbeitsfeldern der Caritas. Sie können zwischen Präsenz-, Web- und Online-Formaten wählen. 

Weitere Informationen und Tickets

Aktuelle CampusNews lesen

  Politik & Positionen  

24 Millionen Euro mehr für gute Migrationsberatung

Freie Wohlfahrtspflege setzt sich erfolgreich gegen Mittelkürzung ein

Um die drohenden Kürzungen der Mittel für die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) von 22 Millionen Euro zu verhindern, hatte die Freie Wohlfahrtspflege sowohl in NRW als auch bundesweit intensives Lobbying betrieben – unter anderem mit einem Aktionstag am 14. September. Am 28. September hat nun der Haushaltsausschuss des Bundestages beschlossen, der MBE für das Jahr 2023 insgesamt 81,5 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Damit stünde dem Bundesprogramm im kommenden Jahr sogar eine höhere Fördersumme zur Verfügung als vor der geplanten Mittelkürzung. 

Zur Pressemeldung der SPD-Bundestagsfraktion

Zur Position der BAGFW

 

Recht auf Familiennachzug umsetzen

Dem Grundrecht auf Familienleben muss höchste Priorität eingeräumt werden

Zum Weltkindertag am 20. September fordern die Caritas, die Diakonie, Save the Children, das Kinderhilfswerk und viele andere Organisationen, die Migrant_innen und Geflüchtete begleiten und beraten, von der Bundesregierung Reformen im nächsten Gesetzespaket zum Asyl- und Aufenthaltsrecht, die das Recht von Familien, zusammenzuleben, Realität werden lassen. 

Dies sind die Forderungen in Kürze: 

  1. Den Rechtsanspruch auf Familiennachzug zu subsidiär Schutzberechtigten wiederherstellen. 
  2. Den Rechtsanspruch für Geschwister beim Elternnachzug zu unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen und subsidiär Schutzberechtigten verankern. 
  3. Die aktuellen EuGH-Urteile bezüglich des Zeitpunkts der Minderjährigkeit für volljährig werdende und bereits im Verfahren volljährig gewordene Minderjährige umsetzen. 
  4. Administrative Hürden im Visumsverfahren abbauen durch digitale Antragstellung und ausreichende Finanzierung. 
  5. Das Erfordernis von Sprachkenntnissen vor der Einreise generell abschaffen.

Zum Brief an die Bundesregierung 

  Medientipps  

Wie sieht der Arbeitsmarkt der Zukunft aus? 

Ein interessantes Interview zu einem Thema, das viele betrifft

Professor Bernd Fitzenberger, Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, spricht über die Herausforderungen, die den Arbeitsmarkt in Deutschland in diesem Jahrzehnt prägen werden. Neben der digitalen und ökologischen Transformation spielen auch die Folgen der Covid-19-Pandemie und der demografische Wandel eine wichtige Rolle. 

Zum Interview