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25 Jahre esperanza
Wanderausstellung

Mit dieser Wanderausstellung wird ein besonderes Jubiläum gewürdigt und gefeiert: 25 Jahre mit dem Leitgedanken „Hoffnung eröffnet Zukunft – esperanza eröffnet Möglichkeiten“. Seit einem Vierteljahrhundert stehen die esperanza Beratungsstellen für ergebnisoffene und an den Bedürfnissen der Ratsuchenden orientierte Begleitung mit einem starken interdisziplinären Hilfenetzwerk.

Die esperanza Schwangerschaftsberatungsstellen sind ein Ort, an dem Jugendliche, Frauen, Männer und Paare eine vertrauliche und individuelle Beratung und Begleitung erfahren. 10.000 Ratsuchende pro Jahr finden an 44 Standorten persönliche Begegnungen und Verbundenheit über modernen Medien. Unabhängig der Methode, wird hingehört und hingeschaut und gemeinsam an tragfähigen Perspektive gearbeitet.

Die Schwangerschaftsberatung gehört zum Selbstverständnis und zum Auftrag der Katholischen Kirche und bedeutet frühe Hilfen, Beratung und Begleitung frühzeitig, direkt und schnell anzubieten. Die Unterstützung beginnt vor der Schwangerschaft bei Fragen rund um die Familienplanung und bleibt während der Schwangerschaft und anschließend bis zum dritten Lebensjahr des Kindes.

esperanza ist ein Seismograph für viele gesellschaftliche Notlagen. Die große Vielfalt der Beratungsinhalte findet sich in gesellschaftlichen Herausforderungen mit steigender Armut, fehlendem bezahlbarem Wohnraum und Mangel an Betreuungsplätzen für Kinder. Und auch in persönlichen Themen wie (psychische) Erkrankungen oder Gewalterfahrung bis hin zu besonders sensiblen Aspekten wie Trauer, vertrauliche Geburt oder sexuelle Orientierung wider. esperanza bietet für all diese Themen einen geschützten Raum für eine vertrauensvolle Beratung, um nah an den Menschen zu sein. Es gilt, die Ratsuchenden als Experten für ihre Lebenswelt wahrzunehmen und in ihren Ressourcen zu stärken.

Mit der Wanderausstellung sind Sie eingeladen, sich selbst einen Eindruck von der Vielfältigkeit der Themen, der persönlichen Lebenslagen und den eröffneten Möglichkeiten zu verschaffen.

Danke an alle Träger, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und Kooperationspartner, die seit 25 Jahren mit ihrer Beratung und Unterstützung Lebensmut machen und Hoffnung schenken. Die Begleitung durch esperanza ist ein Anker und eine Orientierung in schwierigen Zeiten, die einen Unterschied für die Ratsuchenden und ihre Kinder ausmacht.

Auf in eine Zukunft mit etwas mehr Zuversicht und etwas mehr Chancen durch esperanza.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Frank Johannes Hensel (Diözesan-Caritasdirektor für das Erzbistum Köln e. V.)

Themen der Ausstellung

Daten und Fakten

„Hoffnung eröffnet Zukunft – esperanza eröffnet Möglichkeiten“

Obwohl die Themen und Inhalte der Beratungsarbeit an allen esperanza Standorten übereinstimmen, sind die Voraussetzungen, diese umzusetzen, sehr unterschiedlich. Die Beratungsstellen befinden sich in Großstädten sowie in sehr ländlichen Gebieten und andere erstrecken sich über einen Kreis als Beratungsgebiet. Durch den Standort ergeben sich oft individuelle Herausforderungen wie ein flächendeckendes Beratungsangebot vorzuhalten, Zugangswege niedrigschwellig zu gestalten oder ein Hilfenetzwerk immer an aktuelle Projekte und Angebote anzupassen.

Ebenso sind die Bedarfe der Ratsuchenden individuell, so dass Maßnahmen vor Ort wie beispielsweise Secondhand-Läden, Hebammensprechstunde oder Eltern-Cafés immer wieder an verändernde Bedürfnisse angepasst werden.

Daten & Fakten

Grundlagen und Möglichkeiten der Beratungsarbeit

„Hätten Sie es gewusst?“

Jede Frau* und jeder Mann* hat ein Recht auf kostenlose und ergebnisoffene Beratung bei allen Fragen und Anliegen, die eine Schwangerschaft mittel- oder unmittelbar betreffen.

Dazu gehören die Themen der (unerfüllten) Familienplanung, sexuelle Bildung, Beratung zur Empfängnisregelung, alles rund um Schwangerschaft und Geburt sowie Fragen bis zum dritten Lebensjahr des Kindes.

esperanza steht somit für eine bunte und facettenreiche Vielfalt an fachlichen Themen und ein großes Hilfenetzwerk, um den Ratsuchenden individuelle Hilfe und Begleitung zukommen zu lassen. Vor Ort werden neben den Hilfenetzwerken, bedarfsorientiert flankierende Maßnahmen wie beispielsweise Treffpunkte für Mütter/Väter, Hebammensprechstunde uvm. in den Beratungsstellen angeboten.

Vielfältigkeit kennzeichnet ebenso die Lebensrealitäten der Ratsuchenden. Keine Beratung gleicht der anderen – entsprechend hoch sind die Anforderungen an Fachlichkeit, Methodenvielfalt und breit aufgestelltes Wissen der Beratenden. Fort- und Weiterbildungen, Supervision sowie das Angebot von Blended Counseling – also eine Kombination aus analogen und digitalen Beratungsformaten – sind selbstverständlicher Teil der Qualitätsstandards. Flexibilität ist eine ständige Herausforderung und zugleich ein Markenzeichen der Arbeit in den esperanza-Beratungsstellen. Sie wird von allen Mitarbeitenden – ob Leitung, Beratung, Verwaltung oder Ehrenamt – als bereichernd und positiv erlebt.

Alle Beratenden haben eine systemische Qualifikation und beraten zu allen Themen und Anliegen ressourcenorientiert, wertschätzend und ergebnisoffen.

Alle esperanza Schwangerschaftsberatungsstellen sind staatlich anerkannt und unterliegen der Landesförderung, die durch kirchliche Mittel ergänzt wird. Des Weiteren sind zusätzliche Stellen durch das Erzbistum vollumfänglich gefördert. Eine Förderperiode des Landes NRW umfasst fünf Jahre.

Um einen Abbruch straffrei vornehmen zu lassen, ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass  Frauen* sich von einer anerkannten Schwangerschafts(konflikt)-Beratungsstelle beraten lassen, um den notwendigen sogenannten Beratungsschein ausgestellt zu bekommen. Die Bischofskonferenz hat 2000 beschlossen, dass die katholische Schwangerschaftsberatung keine Beratungsscheine mehr ausstellt. Die Beratung im existenziellen Schwangerschaftskonflikt ist weiterhin Teil des Angebotes, jedoch ohne die Vergabe des Beratungsscheins. Der unabgestufte Lebensschutz steht in diesem Zusammenhang gleichwertig neben den Rechten der Frauen – beide Grundhaltungen sind Teil der ergebnisoffenen Beratung im existenziellen Konflikt. Die Entscheidung, für die miteinander nicht zu vereinbarenden Haltungen, kann immer nur die Frau selbst treffen. Sie kann diese an niemand anderen delegieren. (s. Leitsätze der katholischen Schwangerschaftsberatung)

Hätten Sie es gewusst?

Vor der Schwangerschaft

„Und wann ist es bei euch soweit?“

Wenn Frauen*, Männer* oder Paare trotz Kinderwunsch keine Schwangerschaft erleben, kann der unerfüllte Kinderwunsch zu emotionalen Krisen führen.

Die esperanza-Beratungsstellen bieten den Ratsuchenden alleine oder gemeinsam als Paar Raum, um Ängste und Wünsche sowie Enttäuschungen und gesellschaftlichen Druck zu besprechen.

Die Beratung wird von Paaren aufgesucht, die gerade auf dem Weg sind oder schon lange versuchen, gemeinsam Eltern zu werden und für diesen Wunsch möglicherweise alle finanziellen Mittel ausgeschöpft haben.

Ebenso suchen gleichgeschlechtliche Paare, die Eltern werden möchten, oder alleinstehende Frauen*, die Mutter werden wollen, esperanza auf. Oft stehen bereits umfangreiche medizinische Informationen zur Verfügung.

Was jedoch häufig fehlt, ist eine psychosoziale Beratung, die sowohl in Entscheidungs- oder Trauerprozessen als auch während der Kinderwunschbehandlung eine wichtige Rolle spielt und bisher nicht ausreichend angeboten wurde.

Erfahrungsberichte

Ich war mit meinem Mann in der Schwangerenberatungsstelle esperanza, weil wir uns so sehr ein Kind wünschen, aber dieser Wunsch bisher unerfüllt bleibt. Wir wollten schon immer nicht nur ein Paar, sondern auch eine Familie sein. Dass das nicht einfach so sein kann, belastet uns sehr - vor allem, wenn wir immer wieder angesprochen werden, wann wir Eltern werden, weil wir doch schon lange zusammen sind.

Mein Mann hat in der Beratungsstelle angerufen und kurzfristig einen Termin bekommen, das hat super funktioniert. Ich war sehr aufgeregt vor dem Termin, weil wir auch gar nicht wussten, ob wir da richtig sind oder ob da nur schwangere junge Frauen hingehen können. 

Wir sind herzlich aufgenommen worden und haben einfach erst einmal erzählt.

Wir waren schon in der Kinderwunschklinik, von dort sind wir aber verunsichert rausgegangen. Bei esperanza tat es so gut, dann mal in einem anderen Rahmen mit einer Beraterin darüber sprechen zu können - auch über andere Themen als nur über den Kinderwunsch. Was es mit uns macht, wie wir damit umgehen und alles, nicht nur das Medizinische.

Wir wurden richtig wahrgenommen und konnten unsere ganze Geschichte und unsere Hintergründe erzählen. Die Beraterin hat uns wirklich zugehört. Wir haben uns verstanden gefühlt und sind gestärkt aus dem Gespräch gegangen.

Wir haben ein paar Ideen entwickelt, wie wir vielleicht entspannter mit dem ganzen Thema und der belastenden Situation umgehen können. Nun haben wir die Möglichkeit, weitere Termine zu vereinbaren und weiterhin daran zu arbeiten, besser mit allem klarzukommen. Ich bin wirklich überrascht, dass es das Angebot so gibt, und bin wirklich sehr dankbar dafür.

S.L., 28 Jahre / Caritasverband Wuppertal/Solingen e.V.

Wenn ich vorher gewusst hätte, was da auf mich zukommt, hätte ich mich wahrscheinlich nicht zur Babybedenkzeit* angemeldet.

Aber jetzt bin ich froh, dass ich dabei war und mega stolz, dass ich durchgehalten habe! Manchmal war es schon zum Verzweifeln, wenn das Baby ganz oft hintereinander was wollte oder nörgelig war und ich nicht schlafen konnte. Manchmal hat es nachts eine halbe Stunde getrunken! Und auch wenn es nichts wollte, konnte ich nicht schlafen, weil ich immer hingehört und gedacht habe, dass es gleich wieder losgeht. Und wenn ich duschen wollte oder essen, hat es garantiert angefangen zu weinen. Nach zwei Nächten war ich mit meiner Kraft fast am Ende, aber nach vier Nächten habe ich wirklich nicht mehr gekonnt und war froh, dass ich das Baby wieder abgeben konnte. Aber ich war auch ein bisschen traurig und am Anfang habe ich es manchmal vermisst. Es war schon süß! Und es hat auch Spaß gemacht, jedenfalls tagsüber.

Besonders krass waren das Alkohol- und das Drogenbaby. Ich habe nicht gewusst, dass die Auswirkungen so schlimm sind. Das werde ich bestimmt nicht machen, wenn ich mal schwanger bin. 

Mein Leben hat sich in der Woche schon krass verändert, ich konnte mich nicht mal mehr mit Freundinnen treffen. Das habe ich einmal gemacht und da hat das Baby nur gestört. Und auch sonst konnte ich nichts machen, shoppen gehen und so. Meine Mutter hat mir gar nicht geholfen, denn sie wollte, dass ich mal sehe, wie das ist – alleine mit Baby.

Meinem kleinen Bruder habe ich das Baby nicht gegeben, schließlich hatte ich ja die Verantwortung! Ich weiß jetzt, dass ich so schnell noch nicht Mutter werden will.

Ich will erst einmal mein eigenes Leben auf die Reihe kriegen und mein Leben genießen.

Aber später dann auf jeden Fall.

C., 14 Jahre, Caritasverband für den Oberbergischen Kreis e.V.

* Das Projekt „Babybedenkzeit“ richtet sich an Jugendliche, vorrangig im Oberbergischen Kreis. 

Ziel ist es, Jugendliche zur Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Lebensplanung zu motivieren und sie zu Themen rund um die Familienplanung wie Schwangerschaft, Verhütung, Geburt, Partnerschaft, Beziehung, elterliche Aufgaben und kindliche Bedürfnisse zu sensibilisieren.

Während des Projekts übernehmen die Jugendlichen für fünf Tage und Nächte die Verantwortung für ein RealCareBaby®. Dabei handelt es sich um eine Puppe, die die Bedürfnisse und das Verhalten eines echten Säuglings nachahmt – beispielsweise Schlafen, unruhig sein, schreien, Hunger, Windelwechsel, Nähe und mehr. Die Puppe reagiert auf das Verhalten der Jugendlichen, wodurch eine realistische Simulation des Alltags mit einem Säugling entsteht. 

Während der Schwangerschaft

Sexuelle Bildung

„Bei uns gibt es mehr als Antworten“

Die Durchführung sexualpädagogischer Veranstaltungen in Schulen und Freizeiteinrichtungen für Kinder und Jugendliche gehört sowohl zum gesetzlichen als auch zum kirchlichen Auftrag von esperanza.

Die sexualpädagogische Gruppenarbeit bildet daher ein zentrales Element, bei dem die Teilnehmenden mehr als nur Antworten bekommen – wie üblicherweise durch digitale Möglichkeiten. 

Gemeinsam wird sich mit Fragen rund um die körperliche Entwicklung sowie Methoden der Empfängnisregelung und sexueller Vielfalt auseinandergesetzt – dabei spielen ein positives Selbstbild des eigenen Körpers und die Wahrnehmung der eigenen Gefühle eine zentrale Rolle. Die Achtung eigener Grenzen und der von anderen sind ebenso Thema wie ein wertschätzender und respektvoller Umgang sowohl im alltäglichen Miteinander als auch in Beziehungen.

Sexuelle Bildung ist ein wichtiger Teil von Prävention sexualisierter Gewalt.

Erfahrungsberichte

Ich bin Schülerin in der 11. Klasse und habe vor ein paar Wochen an einem sexualpädagogischen Angebot an unserer Schule teilgenommen. Das Thema war „Verhütung – Risiken und Nebenwirkungen“. Ich dachte, dass ich eigentlich gut informiert bin, da ich seit einiger Zeit die Pille nehme. Doch ich habe festgestellt, dass es viele Dinge gibt, die ich bisher nicht gewusst habe.

Die Referentin hatte viele Dinge mitgebracht, wie Stoffmodelle und Verhütungsmittel, die wir auch anfassen konnten. So war es ganz einfach, über Liebe und Freundschaft, Entwicklung, Gefühle und Verhütung zu sprechen. Sie hat viele Fragen beantwortet und ausführlich über verschiedene Verhütungsmethoden erzählt. Wie deren Wirkung ist, wie sie richtig angewendet werden und insbesondere über mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder pflanzlichen Mitteln. Als sie Johanniskraut erwähnt, das zum Beispiel bei Stimmungsschwankungen eingenommen wird, bin ich sehr aufmerksam geworden – denn genau das nahm ich seit einiger Zeit als pflanzliches Präparat regelmäßig ein, um meine Stimmung in stressigen Phasen zu stabilisieren.

Nach der Einheit fasste ich mir ein Herz und sprach die Referentin an. Ich fühlte mich sofort ernst genommen – sie hörte mir ruhig zu und nahm meine Sorgen ernst.

Kurz nach dem Workshop bemerkte ich wirklich Anzeichen einer Schwangerschaft und hatte schließlich Klarheit, dass ich tatsächlich schwanger bin. Der Schock war groß. Ich wusste erst gar nicht, was ich tun sollte und wem ich davon erzählen konnte. Weil die Referentin so nett gewesen ist und mir zugehört hatte, habe ich mich bei ihr gemeldet.

Was ich in dem Moment noch nicht wusste: Sie war nicht nur Sexualpädagogin, sondern auch Schwangerschaftsberaterin. Ich musste also keiner neuen Person alles nochmal erzählen.

Das hat mir unglaublich geholfen. Sie hat mich in dieser schwierigen Situation einfühlsam begleitet. Sie hat ruhig zugehört und mit mir meine Möglichkeiten besprochen und war in jeder Phase für mich da.

Rückblickend war das sexualpädagogische Angebot an unserer Schule nicht nur informativ, sondern für mich persönlich wichtig. Ohne die Aufklärung über Johanniskraut hätte ich den Zusammenhang mit der Pille wahrscheinlich nie erkannt – und ohne das offen und wertschätzende Gesprächsangebot hätte ich mich vielleicht nicht getraut, Hilfe zu suchen. Ich bin sehr dankbar, dass es diese Möglichkeit an unserer Schule gibt.

M., 17 Jahre / Caritasverband Remscheid e.V.

Mein Kollege und ich sind heute als sexualpädagogisches Team von esperanza in einer Grundschule, 3. Klasse, eingeladen. Mit unserem „sexualpädagogischen Baukasten“ besuchen wir nicht nur Grundschulen, sondern auch weiterführende Schulen, Förderschulen und Berufsschulen. Dabei orientieren sich die Themen, Inhalte und Methoden immer am jeweiligen Alter bzw. Entwicklungsstand und den ganz unterschiedlichen Fragen der Schüler*innen.

Jetzt gerade haben die Kinder noch Pause und wir nutzen die Zeit, um von der Lehrerin zu erfahren, was es Besonderes über ihre Klasse zu wissen gibt.

9:55 Uhr
Der Unterricht startet. Das Thema heute: „Pubertät – was passiert da mit mir?“ Auf die Ankündigung der Lehrerin und mein enthusiastisches „Guten Morgen zusammen“ reagieren die Kinder unterschiedlich. Kein Wunder, denn hier sitzen 26 junge Menschen mit ganz unterschiedlichen Gefühlen vor uns. In dieser Klasse sind besonders viele Nationalitäten und Religionen vertreten. Jedes Kind bringt ein anderes Vorwissen von zu Hause mit. Bei zwei Kindern vermutet die Lehrerin häusliche bzw. sexualisierte Gewalt. Damit liegt die Klasse statistisch im Durchschnitt. Für uns bedeutet das: Immer, wenn wir über den Körper, das Geschlecht, die Geschlechtsorgane sprechen, achten wir ganz besonders darauf, was das bei den einzelnen Kindern auslöst. Und wir sind mit Rat und Tat in den Pausen und nach der Veranstaltung für die Kinder und die Lehrkräfte da. 

puberpetra

10:10 Uhr
Inzwischen haben wir uns in zwei Gruppen aufgeteilt: Alle, die etwas über die Veränderungen in der Pubertät bei Mädchen wissen möchten, sitzen mit mir im Kreis.

In der Mitte liegt ein gemalter Körperumriss. Das ist die „Puberpetra“, ein Mädchen in der Pubertät. Wir überlegen zusammen: Was ist die Pubertät? Wer macht, dass sie anfängt? Das ist unser Gehirn. Es ist ganz oben im Körper und hat den Überblick. Es schickt Nachrichten in den Körper (Hormone). Solche Hormonnachrichten habe ich in Form kleiner Briefchen vorbereitet. Die Mädchen lesen reihum je eine dieser Hormonnachrichten vor. Wir besprechen die jeweiligen Veränderungen in der Pubertät und sammeln praktische Tipps. So können alle Expert*innen in eigener Sache werden.

11:15 Uhr
Gleich ist die Doppelstunde schon um. Vorhin gab es ein bisschen Aufregung, als es darum ging, wie ein Baby entsteht. Da sind die Drittklässler*innen einerseits neugierig und wollen es sich andererseits doch gar nicht so genau vorstellen. Deshalb beantworte ich die Frage so ausführlich wie nötig und so unaufgeregt wie möglich und dann wenden wir uns zügig der Frage zu: Was passiert in deinem Körper?

Manche Mädchen haben auch im 3. Schuljahr schon den Weißfluss in der Unterhose oder am Klopapier bemerkt. Sie wechseln wissende Blicke, als ich davon erzähle. Wenn diese Mädchen dann verstehen, dass der Weißfluss ein Zeichen dafür ist, dass sie total gesund sind, dass ihr Körper sich ganz richtig entwickelt und dass sie jetzt sogar von außen erkennen können, dass innen im Körper gerade das Hormon Östrogen am Werk ist, dann strahlen sie über’s ganze Gesicht.

11:30 Uhr
Am Ende überlegen wir noch, was mit der „Puberpetra“ passieren soll. Diese hier soll die Lehrerin bekommen. Die Mädchen sind sich aber noch nicht einig, ob die Jungs das Plakat sehen dürfen.  

Claudia Brüggemann-Karlstedt, Beraterin / Caritasverband Wuppertal/Solingen

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Sexuelle Bildung

Gewalt

„Mein Bauch verdient Schutz“

Gewalt während der Schwangerschaft ist ein Tabuthema, obwohl in Deutschland jede vierte Frau von häuslicher Gewalt betroffen ist.

Für einen Teil der Betroffenen ist die Schwangerschaft der Beginn häuslicher Gewalt durch den (Ex-)Partner*in oder andere Familienmitglieder. Die statistische Wahrscheinlichkeit, Gewalt zu erfahren, steigt mit Beginn einer Schwangerschaft.

Erfahrungsberichte

Ich war in der 18. Woche schwanger, als ich mich zum ersten Mal traute, zur Schwangerschaftsberatung zu gehen. Ich erinnere mich noch genau an diesen Morgen: Mein Herz klopfte viel zu schnell, mein Magen war wie zugeschnürt. Ich hatte lange gebraucht, um diesen Schritt zu wagen. Zu groß war die Angst vor dem, was kommen könnte – und vor dem, was ich dort vielleicht aussprechen würde.

Zu Hause war nichts mehr, wie es sein sollte. Mein Partner war anfangs aufmerksam gewesen, sogar freudig über die Schwangerschaft. Aber seine Stimmung schlug immer häufiger um. Aus Vorwürfen wurden Beleidigungen. Aus Eifersucht wurde Kontrolle. Und dann kam die Gewalt. Erst ein Stoß, dann ein Griff an den Arm, schließlich ein Schlag. Ich kann gar nicht mehr sagen, wie oft ich meine Arme schützend vor meinen Bauch gehalten habe. Es war fast, als wolle mein Körper selbst das tun, was ich emotional noch nicht geschafft hatte: mich wehren. Uns schützen.

In der Beratung habe ich zum ersten Mal offen über alles gesprochen. Die Beraterin war ruhig und klar. Ich fühlte mich zum ersten Mal seit Langem nicht mehr allein.

Kein Mitleid, keine Vorwürfe – nur echtes Zuhören und Unterstützung. Ich musste nicht stark wirken. Ich durfte zerbrechlich sein. Sie sagte zu mir: „Niemand darf Ihnen wehtun. Und niemand hat das Recht, Ihrem Kind Angst zu machen.“ Das ging mir tief unter die Haut. Ich habe zum ersten Mal verstanden, dass ich nicht schuld bin. Und dass ich etwas tun kann.

Gemeinsam haben wir einen Plan entwickelt – Schritt für Schritt. Sie hat mir Kontakte vermittelt, die ich in akuten Notsituationen anrufen konnte und mir erklärt, welche Rechte ich habe und wer mich dabei unterstützt, sie durchzusetzen.

Außerdem habe ich von Anlaufstellen erfahren, die mich und mein Kind vor Gewalt schützen und wir haben über Sicherheit im Alltag gesprochen. Es tat gut, nicht mehr nur in der Angst zu leben, sondern konkrete Möglichkeiten zu sehen und selbst handeln zu können.

Heute bin ich an einem geschützten Ort. Es ist nicht leicht, aber es ist sicher. Ich habe eine Hebamme, ich bin medizinisch gut versorgt, und ich kann meinem Kind endlich mit einem Gefühl von Hoffnung begegnen. Ich weiß, dass der Weg noch nicht zu Ende ist. Aber ich bin ihn gegangen – für mich, für uns.

Ich wünsche jeder Frau, die sich in einer ähnlichen Lage befindet, den Mut, sich Hilfe zu holen. Es ist keine Schwäche, Hilfe anzunehmen. Es ist der erste Schritt in ein Leben ohne Angst.

A.M., 32 / Caritasverband Remscheid e.V.

Ich komme aus Ruanda und habe zuletzt mit meinem Mann und unserem 4-jährigen Sohn in Frankreich gelebt. Dort haben wir geheiratet, meine Mutter und Freund*innen waren als Unterstützung immer in meiner Nähe. Als in Frankreich alles teurer wurde, konnten wir uns das Leben nicht mehr leisten. Deswegen ist mein Mann nach Deutschland gezogen, um einen Job zu finden. Er ist einen Monat vor mir und unserem Sohn nach Deutschland gegangen, um alles vorzubereiten.

Mit der Arbeit hat es gut geklappt und er fand schnell eine Vollzeitstelle. Mit der Wohnung war es nicht so einfach. Deswegen sind wir bei seinen Eltern eingezogen, die ein großes Haus haben. Die Situation mit meinen Schwiegereltern war von Beginn an schwierig. Ich habe mich sehr kontrolliert und beobachtet gefühlt und den Eindruck bekommen, dass sie zwar meinen Mann und unseren Sohn gerne bei sich haben, mich aber nicht. Ich fühlte mich sehr unwohl, und von meinem Mann bekam ich keine Hilfe. Er zeigte wenig Verständnis und wollte keine eigene Wohnung mehr für uns suchen.

Als ich bemerkte, dass meine Periode ausblieb und ich einen Schwangerschaftstest machte, war er positiv und ich geschockt. Ich habe mir zwar ein weiteres Kind gewünscht, aber nicht jetzt und in dieser Situation. Auch mein Mann und meine Schwiegereltern waren geschockt. Es wurde richtig schwierig. Ich hatte mich mittlerweile auf das Kind gefreut, sie aber reagierten sehr negativ und abweisend. Sie stellten mich vor die Wahl – entweder ich beende die Schwangerschaft oder ich muss das Haus verlassen. Ich war so alleine und hatte niemanden in der Nähe, der mir helfen konnte. Was sollte ich nur tun? Zu Hause wurde ich täglich darauf hingewiesen, dass ich den Abbruch endlich machen soll. Ich habe mich nicht mehr getraut, dort etwas zu essen oder zu trinken, da ich Sorge hatte, sie würden mich und das ungeborene Baby vergiften. Ich war mit meinem Sohn möglichst viel draußen, aus Angst, dass sie mir in den Bauch schlagen.

Als ich es nicht mehr aushalten konnte, recherchierte ich im Internet und fand die Seite von esperanza. Dort rief ich an und bekam direkt einen Termin.

Ich konnte meine Situation schildern und wir überlegten gemeinsam, welche Möglichkeiten es gibt. Eigentlich hatte ich noch auf eine Lösung mit meinem Mann gehofft, doch es eskalierte weiter. Ich musste mit meinem Sohn zu einer Freundin fliehen und hatte nur die nötigsten Sachen dabei. In der Zeit hat esperanza nach einem Frauenhausplatz oder einer anderen Wohnmöglichkeit für mich gesucht. Sie haben mich zuerst in einem Hotel untergebracht, dann in einem Übergangswohnheim, bis ich einen Platz in einem Wohnprojekt bekam. Die Beraterin hat mich bei allem unterstützt.

Das Wichtigste war zuerst der Frauenarzt, um einen Mutterpass zu erhalten und zu kontrollieren, ob es mir und dem Baby gut geht. Anschließend wurde ich mehrfach zu Ämtern begleitet, um meine Aufenthaltspapiere zu erhalten, damit wir anschließend Leistungen beim Jobcenter für mich beantragen konnten.

Als ich für die Ummeldung des Wohnortes die Unterschrift meines Mannes benötigte, der zu diesem Zeitpunkt nicht wissen sollte, wo wir uns aufhalten, nahm der Väterberater von esperanza Kontakt zu ihm auf, um die Unterschrift zu erhalten.

Gemeinsam mit dem Wohnprojekt halfen sie mir auch bei den weiteren Schritten, wie zum Beispiel eine Tagesmutter für meinen Sohn und eine Hebamme für mich zu finden.

Bereits in der Schwangerschaft merkte ich, dass meine psychische Gesundheit schlechter wurde. Ich war daher sehr glücklich, dass ich bei esperanza immer Unterstützung und ein offenes Ohr erhalten habe. Ich konnte endlich zur Ruhe kommen und mein zweites Kind gesund zur Welt bringen.

F.P., 24 Jahre / Sozialdienst katholischer Frauen und Männer Mettmann e.V.

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Gewalt

Weibliche Genitalverstümmelung / FGM_C

„Ich wollte immer, dass mich mal jemand fragt“

Eingriffe an weiblichen Genitalien, die nicht medizinisch notwendig sind, bezeichnet die WHO als „Female Genital Mutilation“ (weibliche Genitalverstümmelung). Dazu gehört zum Beispiel das Ein- oder Abschneiden, Verkleinern, Verändern oder Vernähen der äußeren Genitalien.

Weibliche Genitalverstümmelung ist eine Form sexualisierter Gewalt.

Sie kann Auswirkungen auf die Schwangerschaft, auf die Geburt, die allgemeine Gesundheit und auf ein mögliches Asylverfahren haben. In Deutschland ist FGM_C nicht nur generell verboten, sondern es ist zudem verboten ein Mädchen in den Ferien in einem anderen Land beschneiden zu lassen.

Erfahrungsberichte

„Ich lebe schon über zehn Jahre in Deutschland. Ich bin als Jugendliche aus Gambia gekommen. In meinem Dorf sind alle Mädchen beschnitten, daran geht kein Weg vorbei. Ich dachte immer, das sei normal. In Deutschland hat mich nie jemand danach gefragt, auch die Frauenärztin nicht.

Erst bei esperanza hat die Beraterin sich für meine Gesundheit interessiert, meine Sorgen ernst genommen und mir viel Mut gemacht zu erzählen.

Sie hat das Thema sehr behutsam angesprochen und hat mich über meine Rechte informiert und welche medizinischen Möglichkeiten es gibt, damit ich die Schmerzen nicht für immer aushalten muss. Ich weiß nun vieles mehr und kann langsam das erzählen, was mir passiert ist.“

R.Z., 30 Jahre / Sozialdienst katholischer Frauen Köln e.V.

Ich bin erst seit Kurzem aus Guinea mit meinen Kindern nach Deutschland geflohen und sorge mich um die Gesundheit und die Geburt meines dritten Kindes. Die beiden anderen Geburten haben mir große Angst gemacht. In meiner Heimat sind Beschneidungen normal und es wird nicht darüber gesprochen – auch nicht mit Ärzten.

Hier in Deutschland war es anders. Die Beraterin bei esperanza hat mich freundlich unterstützt, mir geholfen, damit ich die wichtigsten Babysachen noch kurz vor der Geburt kaufen konnte. Sie hat mich zur Klinik begleitet und wir haben gemeinsam mit den Hebammen und einem Arzt gesprochen. Die Beraterin ermutigte mich, Fragen zu stellen und mir alle Schritte erklären zu lassen, damit ich gut informiert bin.

Es tat gut, eine vertraute Person neben mir zu haben, bei all den für mich sehr persönlichen Sorgen und Unsicherheiten.

Nun habe ich viel weniger Angst vor der Geburt, weil der Arzt meinte, ein Kaiserschnitt sei wegen meiner Beschneidung nicht notwendig.

D.S. 27 Jahre / Sozialdienst katholischer Frauen Köln e.V.

Links für weitere Infos

FGM_C

Während der Schwangerschaft

„Schwanger – und jetzt?“

Eine Schwangerschaft kann – ob gewollt oder ungewollt – Unsicherheiten auslösen. Ein Kind wächst heran und bringt je nach Lebenssituation unterschiedliche Gefühle wie Freude, Hoffnung, aber auch Sorgen mit sich. 

Es gilt für jede Situation nach einem persönlichen Weg zu suchen - sowohl für ein gutes Bauchgefühl als auch für die gemeinsame Zukunft mit Kind.

Auf der einen Seite geht es um die Weitergabe von Informationen zu beispielsweise Elterngeld und Elternzeit, Sorgerecht, Sozialleistungen oder Geburtsvorbereitung.

Auf der anderen Seite ist eine psychosoziale Beratung, gerade in der vulnerablen Zeit einer Schwangerschaft, eine bedeutende Entlastung.

Die Beratenden bilden sich stetig weiter, um der Vielfalt der Themen fachlich fundiert begleiten zu können. Es haben sowohl sehr sensible Themen wie vorgeburtliche Diagnostik, belastende Geburtserlebnisse, Trauer aufgrund des Verlustes eines Kindes sowie traumatisierende Flucht- oder Gewalterfahrungen einen festen Platz in der Beratung, als auch Unsicherheiten, Sorgen und Ängste, die die meisten Schwangerschaften begleiten.

Das Ziel von esperanza ist es, für jede Lebenssituation, individuelle Möglichkeiten zu eröffnen, um Sorgen kleiner und Zuversicht größer werden zu lassen.

Erfahrungsberichte

Ich bin schwanger, bekomme unerwartet mein erstes Kind und werde alleinerziehend sein. Durch meinen Aufenthalt in einer Tagesklinik habe ich vom Angebot von esperanza erfahren und direkt einen Beratungstermin vereinbart. Ich war ziemlich aufgeregt vor dem Gespräch.

Die Beraterin hat mich herzlich begrüßt und dadurch, dass ich gemerkt habe, dass sie mir aufmerksam zuhört, habe ich mich getraut all meine Fragen und Ängste offen anzusprechen. Eine meiner dringendsten Fragen war, wie ich in der Schwangerschaft und nach der Geburt finanziell über die Runden kommen soll. Ich hatte Angst, meine Miete nicht mehr bezahlen zu können und konnte anfangs an nichts anderes denken. Hier hat mir die Beraterin geholfen, mich mit Anträgen und Behörden zurechtzufinden. Es hat mir gut getan, eine Liste mit der Beraterin zu schreiben, mit allen Sachen, die anstehen. Damit hatte ich das Gefühl, einen Plan für die nächste Zeit zu haben und mich nicht mehr so hilflos zu fühlen.

Die Beraterin hat mir verständlich erklärt, welche Hilfen und Unterstützungsmöglichkeiten es gibt.

Von der Vielfalt war ich positiv überrascht. Als wir das alles geklärt hatten, war sogar noch Zeit darüber zu sprechen, wie ich als Mutter sein möchte und was mir wichtig ist. Ich habe ja noch keine Erfahrung mit einem Neugeborenen und fühlte mich unsicher, ob ich das alles kann. Nach dem ersten Gespräch hatte nun einen Überblick für meine persönliche Situation und fühlte mich sicherer, die nächsten Schritte zu gehen. Ich habe mich vor allem gesehen und verstanden gefühlt.

Nun war meine größte Sorge, keine Hebamme zu finden, die mich begleitet und mir Sicherheit gibt. Ich habe keinen Partner und keine Familie, die mich unterstützen und auch mein Freundeskreis ist recht klein. Ich fühlte mich unsicher und hatte immer wieder viele Fragen. Mit Hilfe der Beraterin habe ich bei vielen Hebammen angefragt, leider zunächst ohne Erfolg.

Schließlich hat die Beraterin über ihr Netzwerk eine Hebamme für mich gefunden - das hat mich so sehr erleichtert und viel Druck genommen!

Ich möchte erst einmal weiterhin regelmäßige zu esperanza gehen. Ich merke, dass dort Platz für meine Sorgen ist und als Schwangere und baldige Mutter habe ich immer wieder neue Fragen.

M.I., 21 Jahre, Sozialdienst katholischer Frauen Neuss e.V.

Mein erstes Kind habe ich mit 19 Jahren bekommen. Als alleinerziehende Mutter war ich vollkommen überfordert mit der Erziehung meines Sohnes. Ich habe mir große Vorwürfe gemacht, als sich bei ihm Verhaltensauffälligkeiten zeigten und er trotz vieler Unterstützungen in einem Heim untergebracht werden musste.

Glücklicherweise habe ich in dieser Zeit einen neuen Partner gefunden, der mir auch in Bezug auf meinen Sohn sehr geholfen hat.  Mit ihm habe ich zwei weitere Kinder bekommen. Wir waren genau die Familie, die ich mir immer gewünscht habe. Als ich dann feststellte, dass ich erneut schwanger war, brach für mich eine Welt zusammen. Hatte ich die Kraft für ein weiteres Kind?

Die Beraterin von esperanza, die meine Familiensituation schon über mehrere Jahre kannte, hat mir geholfen, einen Weg zu finden.

Es waren so viele gegensätzliche Gedanken und Gefühle in mir, die ich nicht alleine sortieren konnte, um eine Entscheidung zu treffen. Ich war so froh, dass sie diese Achterbahn in Ruhe angenommen und begleitet hat. Sie hat mich in die verschiedenen Möglichkeiten reinspüren lassen: Der Alltag mit einem weiteren Kind, so wie ich ihn mir ausgemalt habe und mit den Unterstützungsmöglichkeiten, die es geben könnte wie zum Beispiel finanzielle Hilfe für die Erstausstattung und eine Familienhebamme für die Zeit nach der Geburt. Daneben das Bild des Alltags mit meiner jetzigen Familie und der Entscheidung gegen ein weiteres Kind. Ich habe mir aufgeschrieben, wie ich mich in beiden Situationen gefühlt und was ich gedacht habe und welche Bilder ich vom Alltag hatte. Ich habe die Zettel mitgenommen, um zu Hause nochmal reinzuspüren und alles mit meinem Mann zu besprechen. Nach wenigen Tagen wurde mir klar, dass ich mich für das Kind entscheide. Die wichtigsten Gründe waren, dass ich gefühlt habe, dass es zu uns gehört aber auch, weil ich Mut gefasst hatte, weil ich nicht alleingelassen wurde.

Ich bin also weiterhin zu esperanza gegangen und wir haben viel Unterstützung erhalten. Ich hatte immer wieder Angst, alles nicht schaffen zu können, doch die Gespräche haben mir immer wieder Zuversicht gegeben. Es tat gut, dass ich hier alles offen besprechen konnte. Das alleine hat schon geholfen. Die finanzielle Situation wurde besprochen, was wir alles nach der Geburt beantragen können und wir haben durch die Bundesstiftung Mutter und Kind Geld/Unterstützung für die Erstausstattung bekommen. Dadurch wurde eine große Sorge kleiner.

Außerdem kommt eine Familienhebamme für ein Jahr regelmäßig zu uns. Sie ist eine große Unterstützung und wir finden mit ihrer liebevollen Begleitung als Familie gut zusammen.

Gerade in turbulenten Zeiten oder wenn zum Beispiel ein Kind krank ist, bringt sie wieder mehr Ruhe in unseren Alltag. Es war eine gute Entscheidung, Hilfe anzunehmen und wir sind dankbar, dass sich unsere Familie vergrößert hat – auch wenn es viele Herausforderungen weiterhin geben wird.

H.L. 25 Jahre / Caritasverband Euskirchen e.V.

Vor der Schwangerschaft

Finanzen 

„Ist die Zeit mit Kind bezahlbar?“

Die finanzielle Situation der Ratsuchenden ist angesichts steigender Lebenshaltungskosten äußerst angespannt, und viele sorgen sich um ihre Existenz.

Hinzu kommen unsichere Beschäftigungsverhältnisse und mangelnde Verlässlichkeit bei der Kinderbetreuung – Faktoren, die eine stabile berufliche und finanzielle Perspektive erschweren. Zunehmend wenden sich Menschen an esperanza, die entgegen ihrer ursprünglichen Einschätzung, die Situation nicht alleine bewältigen können.

Sie informieren sich vorrangig über Unterstützung hinsichtlich finanzieller Fragen. Bislang wurden die Lebensumstände als stabil erlebt, doch nun befinden sich die Ratsuchenden durch gesellschaftliche Veränderungen in einer neuen, unsicheren Lebenslage.

All das sind Rahmenbedingungen, die sich maßgeblich auf die Familienplanung und das Erleben der Schwangerschaft sowie das Elternsein auswirken. Die Entscheidung für ein Kind beinhaltet für eine wachsende Bevölkerungsgruppe ein mögliches Armutsrisiko.

Aus diesen Gründen besteht die Möglichkeit der finanziellen Unterstützung für beispielsweise Erstausstattung durch die Bundesstiftung Mutter und Kind oder durch den erzbischöflichen Hilfsfond für Ratsuchende, die nachweislich in einer finanziellen Notlage sind.

Erfahrungsberichte

Ich war 24 Jahre alt und ungewollt schwanger mit meinem zweiten Kind. Mein Partner und ich hatten viele Probleme miteinander. Ich konnte ihm nicht mehr vertrauen und wollte mich von ihm trennen. Die ungeplante Schwangerschaft kam noch dazu. Ich fühlte mich komplett überfordert und mit allem allein. Außerdem wusste ich nicht, wovon ich alles bezahlen soll und wie es überhaupt weitergehen kann. Deshalb habe ich mich über eine Freundin an die Beratungsstelle von esperanza gewandt und Hilfe bekommen.

Zunächst habe ich zeitnah einen Termin vereinbaren können, um das existenziell Wichtigste beantragen und etwas klarer denken zu können. Die Beraterin hat mir geholfen, mit dem Jobcenter Kontakt aufzunehmen und den Antrag auf Bürgergeld auszufüllen. Außerdem habe ich den Unterhalt für mein Kind und mich durch eine Rechtsanwältin über einen Beratungshilfeschein beim Amtsgericht geltend gemacht.

Für die Begleitung während der Schwangerschaft und bei der Geburt habe ich mit esperanza gemeinsam eine Hebamme gefunden, was nicht immer einfach ist.

Die Beraterin hat mir auch geholfen, rechtzeitig Elternzeit zu beantragen und die Zeit nach der Geburt zu planen. Außerdem habe ich die Anträge für Elterngeld und Kindergeld gestellt. Für die Erstausstattung habe ich durch meine Beraterin einen Zuschuss über die „Bundesstiftung für Mutter und Kind“ und ein Babybett mit Matratze über den Verein „Hoffnung für das Leben“ bekommen, was mich sehr entlastet hat. Dazu kam Secondhand-Kleidung aus dem Babykorb.

Die Beraterin hat mich über einen längeren Zeitraum begleitet. Es war nicht nur eine Unterstützung bei den praktischen und organisatorischen Dingen, sondern sie hat mich vor allem gestärkt und mir geholfen, wieder positiver nach vorne zu schauen.

Ich musste mich vor der Geburt um sehr viele Dinge kümmern und vieles regeln, aber mit Hilfe von esperanza habe ich den Mut gefunden, alles Stück für Stück zu klären.

Für die Zeit nach der Geburt hat mir die Beraterin außerdem geholfen, eine Tagesmutter für das Baby zu finden, damit ich im nächsten Jahr, meine Ausbildung in Teilzeit fortsetzen kann. Ich wollte gerne meine Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel nach der Elternzeit beenden und brauchte somit zudem eine günstigere Wohnung mit den Kindern.

Wir haben eine neue Wohnung gefunden über das Angebot „Netzwerk Frauen Wohnen“.

Mithilfe des Väterberaters von esperanza und der Erziehungsberatungsstelle haben wir eine gute Regelung mit dem Kindesvater für die Umgangskontakte gefunden.

Vieles ist jetzt leichter und ich weiß jetzt, dass ich eine Menge schaffen kann, auch wenn ich alleinerziehend bin. In einer Gruppe für Alleinerziehende mit Kinderbetreuung tausche ich mich regelmäßig mit anderen Elternteilen aus. Wir unterstützen uns gegenseitig und treffen uns auch so außerhalb der Gruppe und ich fühle mich nicht mehr allein.

N.K., 24 Jahre / Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Bonn und Rhein-Sieg-Kreis

Ich erinnere mich noch genau an den Tag, als ich erfuhr, dass ich wieder schwanger bin. Eigentlich sollte das ein glücklicher Moment sein, aber ehrlich gesagt hatte ich Angst. Ich war im zweiten Jahr in Elternzeit, das Elterngeld war längst aufgebraucht, und mein Mann hatte gerade seine Arbeit verloren. Wir wussten wirklich nicht, wie es weitergehen sollte. Die Zukunft war ungewiss, und ich hatte viele schlaflose Nächte voller Sorgen.

Wir haben viel miteinander gesprochen, oft auch gezweifelt: Wie sollen wir das schaffen? Ist jetzt wirklich der richtige Moment für ein weiteres Kind? Die finanziellen Sorgen waren groß. Mein Mann war verzweifelt, weil er keine Arbeit fand, und ich fühlte mich oft schuldig, weil ich schon wieder schwanger war. In diesen Momenten war da immer wieder der Gedanke: Warum passiert das alles ausgerechnet jetzt?

Eine Bekannte hat mir dann von der Schwangerschaftsberatungsstelle esperanza erzählt. Am Anfang war ich unsicher, ob uns das wirklich helfen konnte. Doch schon beim ersten Gespräch wurde mir klar, dass wir hier nicht allein gelassen werden.

Die Beraterin hat uns zugehört, ohne zu urteilen und uns Hoffnung gemacht. Sie hat uns gefühlt an die Hand genommen, Schritt für Schritt.

Sie erklärte uns, welche Hilfen es für Familien in unserer Situation gibt – Elterngeld, Kindergeld, Wohngeld und vieles mehr. Besonders wichtig war für uns die Unterstützung aus dem erzbischöflichen Hilfsfonds, die esperanza für uns beantragen konnte. Damit konnten wir die wichtigsten Sachen für unser Baby kaufen. Sogar bei den Anträgen hat uns die Beraterin geholfen, denn der Papierkram war manchmal wirklich ein Dschungel.

Die Geburt unseres zweiten Kindes war für uns wie ein kleines Wunder. Trotz aller Sorgen haben wir gelernt: Wenn wir uns anvertrauen, offen für Hilfe sind und nicht aufgeben, dann finden sich Wege. Mein Mann hat inzwischen wieder Arbeit gefunden und wir sind als Familie zusammengewachsen. Es war nicht immer leicht, aber wir fühlen uns getragen.

Ohne die Unterstützung der Beraterin, die Hilfe von esperanza und die finanzielle Unterstützung aus dem Bischofsfonds vom Erzbistum Köln hätten wir das nicht geschafft.

Heute bin ich dankbar, dass wir den Mut hatten, um Hilfe zu bitten. Unsere Familie ist an dieser Zeit gewachsen und gestärkt worden.

Ich möchte allen Mut machen, die gerade nicht weiterwissen: Ihr seid nicht allein. Es gibt immer Wege, und manchmal bekommen wir genau dann Unterstützung, wenn wir sie am meisten brauchen. Man muss nur den ersten Schritt wagen – und darauf vertrauen, dass man gehalten ist.

J.S., 27 Jahre / SkF Leverkusen e.V.

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Finanzen

Väterberatung

„Ich bin dabei“

Die Beratung für Väter durch Väterberater ist durch ein Pilotprojekt im Jahr 2001 zwischen dem Erzbistum Köln und esperanza an drei Standorten gestartet. Ziel war es, werdende Väter zu ermutigen, ihre persönlichen Chancen zu nutzen, um ein aktiver Teil des Alltags ihrer Kinder zu werden.

Gleichzeitig sollte die Familie dadurch als Ganzes gestärkt werden, und es sollte ein Beitrag zur Herstellung eines Gleichgewichtes zwischen Frauen und Männern als Eltern und Erwerbstätigen geleistet werden.

Aufgrund des Bedarfs wurde das Projekt verstetigt und letztendlich in die Regelfinanzierung des Erzbistums Köln für esperanza aufgenommen. Aktuell gehören an 13 Standorten Väterberater zum esperanza Team.

Hervorzuheben ist, dass zunehmend deutlich mehr Väter die Beratungsstellen von esperanza aufsuchen, um ihre individuellen Anliegen zu besprechen und ihren Wunsch nach aktiver Verantwortung auszudrücken.

Ergänzend wird die Möglichkeit der Paarberatung weiterhin stark beansprucht.

Erfahrungsberichte

Neu in Bonn bin ich durch das Gruppenangebot „Abenteuer Vaterschaft heute“ auf die Väterberatung von esperanza aufmerksam geworden.

Als werdender Vater hatte ich zunächst viele Fragen, Unsicherheiten und auch Ängste. Genau dafür habe ich bei esperanza den richtigen und geschützten Rahmen gefunden. Zu Beginn waren mir Einzeltermine wichtig, um meine Situation individuell zu besprechen.

Ich war mir nicht sicher, wie ich ein guter Vater sein kann, was ich meinem Kind auf jeden Fall mitgeben möchte, wie ich gerade die Anfangszeit gut gestalten kann, wie wir uns als Paar nicht aus den Augen verlieren und auch, wie sich die Finanzen in der nächsten Zeit gestalten werden. Viele Gedanken schwirrten mir im Kopf herum.

Mit all diesen Gedanken, Sorgen und Erwartungen habe ich mich bei esperanza wertgeschätzt und gut aufgehoben gefühlt. Besonders hilfreich war für mich, dass ich nicht nur praktische Tipps bekommen habe, sondern auch die Möglichkeit hatte, über meine eigenen Vorstellungen von Vaterschaft nachzudenken, meine Ängste zu benennen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Die Beratung hat mir geholfen, mich sicherer, bewusster und entspannter auf die neue Lebensphase vorzubereiten.

Jetzt fühle ich mich bereit für das Gruppenangebot „Abenteuer Vaterschaft heute“ und freue mich auf den Austausch mit anderen Vätern.

Ich kann das Angebot allen (werdenden) Vätern empfehlen, die sich aktiv mit ihrer Rolle auseinandersetzen möchten, aber auch jenen, deren Kopf voll mit Sorgen, Fragen oder Problemen ist. Danke dafür!

M.P., 32 Jahre / Caritasverband Bonn e.V.

Ich stehe hier vor der esperanza-Beratungsstelle, und es fühlt sich an, als würde die Welt um mich herum stillstehen. Die Dringlichkeit ist spürbar, und ich weiß, dass wir nur noch dreieinhalb Wochen haben, um eine Entscheidung zu treffen. Doch in meinem Kopf herrscht ein Chaos aus Gedanken und Gefühlen. Ich habe den Eindruck, dass meine Partnerin und ich uns in einer extremen Belastungsprobe befinden. Esperanza stellt den Beratungsschein, den wir für einen Abbruch der Schwangerschaft bräuchten, nicht aus. Da wir beide ein gutes Gefühl in der Beratungsstelle haben, bleiben wir trotzdem und sind dankbar für den kurzfristigen Termin.

Es tut gut, sich an einem anderen Ort als unserer Wohnung zu unterhalten.

Meine Partnerin möchte erst eine Entscheidung treffen, wenn sie versteht, warum ich die Schwangerschaft lieber beenden möchte. Für mich ist ganz klar: Ich kann ihr keine Zukunftssicherheit versprechen. Ich fühle mich in einer Krise. Ich bin über 50 Jahre, mein Job ist nicht sicher, eine Ehe ist vor Jahren zerbrochen, und der Kontakt zu meinem Kind ist spärlich. All das nagt an mir. Ich habe hohe Ansprüche an mich selbst, an meine Verantwortung – gerade auch als Vater. Doch all das Scheitern in den wichtigsten Bereichen meines Lebens, lässt mich zweifeln, ob ich überhaupt in der Lage bin, Verantwortung zu übernehmen.

Im Gespräch entscheiden wir, das Angebot anzunehmen, erst einmal getrennte Termine wahrzunehmen. So lerne ich den Väterberater kennen. Mit ihm spreche ich alles erneut an, was mich belastet.

Es tut gut, dass er zuhört und mich nicht verurteilt für all die Dinge, die nicht gut gelaufen sind. Mit ihm kann ich all die Fragen in meinem Kopf in Ruhe besprechen.

Warum löst die Schwangerschaft eine solche Krise in mir aus? Und was bedeutet das alles für unsere Beziehung? Was wird aus uns, wenn wir uns gegen bzw. für das Kind entscheiden?

Es war total anstrengend, sich in der kurzen Zeit mit all den Fragen auseinanderzusetzten.

Ich hatte nicht erwartet, dass man sich so viel Zeit für uns beide getrennt voneinander und dazu noch für zwei weitere gemeinsame Termine zu viert nimmt.

In den beiden Terminen zu viert kamen wir zum Kern unserer beispielsweise meiner inneren Auseinandersetzung: Für mich war es eine Auseinandersetzung mit meiner Lebensplanung, meiner Identität als Mann, Partner und Vater. Und der Frage: Habe ich die Hoffnung, dass alles gut wird?

M.S., 50 Jahre / SKFM Düsseldorf und Mettmann

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Väterberatung

Trauer

„Du fehlst“

Trauer - ein Thema, das zahlenmäßig im Beratungsalltag wenig sichtbar ist, sich jedoch durch hohe Relevanz für die psychosoziale Arbeit auszeichnet.

Die Zahl Ratsuchender, die einen Ort für ihre Trauer suchen, nimmt in allen esperanza-Beratungsstellen zu. Die Trauer kann vielfältige Auslöser haben – eine unerfüllte Familienplanung, eine kleine oder stille Geburt während der Schwangerschaft oder ein (plötzlicher) Kindstod nach einer Schwangerschaft.

Der Verlust eines Kindes oder die nicht erfüllte Lebensplanung kann als sehr belastendes Ereignis empfunden werden. In der Gesellschaft ist dies ein oftmals tabuisiertes Thema, für das keine Trauerkultur besteht. Hinzu kommt eine große Unsicherheit im Umgang mit den Trauenden, wodurch eine soziale Isolation in einer sehr belastenden Zeit entsteht.

Eine große Gefühlsvielfalt begleitet die Trauer, die sehr individuell gelebt wird. Neben Traurigkeit, Wut und Verzweiflung können ebenso Scham und Schuld eine Rolle spielen.

Besonders betroffen sind diejenigen, die sich für einen Abbruch entscheiden und trotzdem trauern. Sie erfahren wenig Verständnis durch Mitmenschen und durch die Gesellschaft allgemein. Auch in dieser Situation erfahren Ratsuchende durch esperanza Beratung und Unterstützung.

Erfahrungsberichte

Es war der Tag nach der stillen Geburt, als ich zum ersten Mal bei esperanza anrief. Ich war wie betäubt. Unser kleiner Sohn war in der 24. Schwangerschaftswoche still zur Welt gekommen – nach der Diagnose Trisomie 21. Alles war so unwirklich. Ich wusste nicht, wie ich weitermachen sollte. Ich wusste nicht einmal, ob oder wie ich mich von meinem Kind verabschieden konnte. Von Anfang an war klar: Ich wollte nicht allein gehen. Mein Partner und ich kamen gemeinsam zur Beratung – wir waren beide Anfang 28, mitten im Studium, und plötzlich in einer völlig anderen Welt gelandet. Es war uns beiden wichtig, darüber zu sprechen, obwohl mein Partner sich zunächst sehr schwer damit tat, Worte für all das zu finden. In der ersten Sitzung saßen wir da – ich voller Tränen, voller Fragen, voller Schmerz. Und er, eher der rationale von uns beiden, oft still, aber spürbar betroffen.

Die Beraterin nahm sich so viel Zeit für uns. Kein Druck, keine Vorgaben, nur ein einfühlsames Dasein und Mitgehen.

Sie stellte Fragen, die ich mir selbst nicht zu stellen gewagt hätte. Wie möchten wir Abschied nehmen? Möchten wir unseren Sohn noch einmal sehen, ihn im Arm halten? Fotos machen? Es war ein schwerer, aber wichtiger Schritt, diese Gedanken zuzulassen. Gemeinsam haben wir unseren Weg gefunden. Ich bin so dankbar dafür, dass wir ihn noch einmal halten durften. Er hatte einen Namen. Er war da. Und er wird immer zu uns gehören.

Was mich besonders bewegt hat: In der Beratung konnte mein Partner zum ersten Mal wirklich über seine Gefühle sprechen. Er fand Worte, und ich merkte, wie sehr ihn das Ganze auch traf – vielleicht auf eine andere Weise, aber genauso tief. Ich war so berührt, als er weinte. Wir konnten beide trauern. Zusammen.

Im zweiten Gespräch ging es um das, was im Krankenhaus passiert war – und auch um das, was noch vor uns lag: die Beerdigung. Wie sollte sie aussehen? Was war uns wichtig, was auf keinen Fall? Die Beraterin gab uns Raum, über Rituale nachzudenken, die uns guttun könnten. Über Möglichkeiten, unseren Sohn in liebevoller Erinnerung zu halten.

Auch das Thema Familie kam zur Sprache. Manche Reaktionen der Großeltern taten weh, wie zum Beispiel: „Ihr seid ja noch jung, ihr könnt ja nochmal schwanger werden.“ Das war gut gemeint, aber völlig am Thema vorbei. Die Beraterin half uns zu verstehen, dass auch Großeltern trauern – und dass sie manchmal keine Worte finden oder Angst haben, „falsche“ Dinge zu sagen. Es war wichtig, diese Perspektive einzunehmen, um nicht noch mehr Gräben entstehen zu lassen.

Im letzten Gespräch erzählten wir von der Beerdigung. Wie schwer, aber auch wie schön es war, diesen Moment bewusst zu gestalten. Wir sprachen über Möglichkeiten, auch in Zukunft Orte und Zeiten für unsere Trauer zu finden. Die Beraterin schlug vor, ein Tagebuch zu führen oder einen persönlichen Bericht zu schreiben, um die Erinnerungen festzuhalten. Ich hatte große Angst, alles zu vergessen – wie er aussah, wie es sich anfühlte, ihn zu halten. 

Wir sprachen auch über unsere geplante Reise in ein paar Monaten. Zwei bis drei Monate unterwegs sein – auf der Suche nach Weite, nach uns selbst, nach einem neuen Blick auf das Leben. Die Beraterin ermutigte uns, uns gegenseitig Raum zu lassen, für unsere je eigene Art der Trauer. Wir müssen nicht gleich fühlen. Aber wir können uns halten, aushalten, wertschätzen.

Diese drei Gespräche waren viel mehr als nur Beratung. Sie waren ein sicherer Raum, in dem wir gesehen und gehört wurden. In dem wir als Eltern unseres verstorbenen Sohnes ernst genommen wurden.

Es war ein wichtiger Teil unseres Trauerweges – und ich bin unendlich dankbar, dass es diesen Weg für uns gab.

P.A., 28 Jahre / Sozialdienst katholischer Frauen Rhein-Erft Kreis e.V.

Meine Hebamme, die mich / uns nach dem Tod unseres Kindes betreute, empfahl mir, Kontakt mit esperanza aufzunehmen, weil es mir so schlecht ging und sie die Beraterin der Stelle kannte und mit ihr zusammenarbeitete. Ich habe lange gezögert, bis ich mir endlich ein Herz fasste und eine Mail schrieb. Die einfühlsame Antwort machte es mir leichter, den ersten Kontakt zu vereinbaren und dort anzukommen.

Ein Jahr lang wurde die Beratungsstelle ein wichtiger Ort für mich, an dem mir die Beraterin in meinem großen Schmerz und meiner Trauer zur Seite stand und ich immer wieder Unterstützung fand, weiterzuleben.

In jedem Gespräch wurde eine kleine Kerze für unser Kind angezündet, und ich durfte dort sein, wie ich mich gerade fühlte, und konnte dort meine Trauer fließen lassen. In diesen Momenten stand die Zeit oft für mich still. Ich konnte mit der Zeit lernen, weiterzuleben- zu überleben und gleichzeitig unser Kind in mir lebendig bleiben zu lassen. Ich traf auf einen Menschen, der mich mit meiner grenzenlosen Trauer aushalten und begleiten konnte- dort wurde nicht, wie sonst oft, erwartet, dass ich einfach direkt wieder funktioniere. Das hat mir sehr gutgetan. Ich fand einen Ort, an dem unser Kind sichtbar wurde, und mit ihrer Unterstützung konnte ich von den wenigen kleinen Momenten der Schwangerschaft und der kleinen Geburt erzählen und letztendlich diese Erinnerungen als einen Schatz begreifen.

Manchmal waren es einfach praktische Dinge, die im Gespräch sortiert wurden, sodass ich zum Beispiel für mich eine Lösung finden konnte, wie ich meinen Arbeitskolleginnen von dem Tod unseres Kindes nach dem Mutterschutz erzählen konnte. Zu einem Termin kam sogar mein Mann mit und in dem Gespräch war es wichtig für mich zu erkennen, dass er auch trauert- nur eben auf eine andere Art und Weise als ich. Dadurch sind wir uns wieder nähergekommen.

Die Beraterin war auch für mich da, als der Entbindungstermin näher rückte und ich konnte für mich herausfinden, wie ich diesen Tag gestalten wollte und dies dann mit meinem Mann besprechen.

Jetzt ist unser kleiner Sohn schon fünf Jahre tot und wir werden nie wieder die gleichen Menschen sein wie vorher, doch wir sind Eltern geworden, auch wenn dies andere nicht sehen können. Und wir werden immer mit unserem Sohn verbunden sein. Durch die Beratungsstelle haben wir auch Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe bekommen und andere Eltern kennengelernt, deren Kind auch verstorben ist. Dies war und ist immer noch wichtig für uns.

Die Beraterin hat uns viel Kraft gegeben, durch diese erste Zeit zu kommen, und wir haben anderen Betroffenen auch schon empfohlen, Kontakt zu esperanza aufzunehmen. Wir sind dankbar, dass es esperanza gibt, ich weiß nicht, wie ich sonst diese erste Zeit überlebt hätte.

M.K. 26 Jahre / Caritasverband für den Rheinisch-Bergischen Kreis e.V. 

Trauer

Elternsein

„Willkommen im Alltag“

Ein Kind ist gerade geboren worden oder ist unter drei Jahren?

esperanza berät Frauen*, Männer* und Paare in der Zeit nach der Geburt bis zum vollendeten dritten Lebensjahr des Kindes. Es werden alle Fragen rund ums Elternsein beantwortet, sowie bei Bedarf Hilfe an die Seite gestellt. Beratungsinhalte können zum Beispiel die Frühgeburt oder die Behinderung eines Kindes sein, Fragen zur Vereinbarkeit von Kind und Beruf sowie Konflikte in der Partnerschaft oder die alleinige Verantwortung für das Kind.

Ebenso wird die finanzielle Situation thematisiert sowie Methoden der Empfängnisregelung und der Wunsch nach Kontakt zu Gleichgesinnten. Hierbei sind die Eltern-Kind-Angebote der esperanza-Beratungsstellen oftmals sehr hilfreich.

Erfahrungsberichte

Ich bin nach der Geburt meines ersten Kindes in die Beratungsstelle gekommen. Wir sind zum Ende meiner Schwangerschaft umgezogen und haben nun finanzielle Sorgen. Durch das Elterngeld haben wir viel weniger zur Verfügung als vorher und der Umzug hat auch viel Geld gekostet.

Der Stress durch den Umzug hat mir nicht gutgetan. Mein kleiner Sohn war viel dabei, ich hatte zu wenig Zeit, mich um ihn zu kümmern. Das führte dazu, dass die Kinderärztin eine motorische Entwicklungsverzögerung festgestellt hat und wir nun regelmäßig zur Physiotherapie gehen müssen. Ich merke, dass ihm das gut tut und er sich toll entwickelt, aber es ist ein zusätzlicher Termin, den ich irgendwie möglich machen muss. Außerdem habe ich ein schlechtes Gewissen, dass ich ihn so oft „geparkt“ habe und nun verantwortlich bin, dass er es schwerer hat. Mein Kleiner ist außerdem ein sehr aktives Kind und fordert mich im Alltag sehr. Ungeplant bin ich nun auch frisch mit dem zweiten Kind schwanger und kämpfe mit Müdigkeit und Übelkeit. Wir sind familiär sehr eingebunden und bekommen viel Besuch. Das finde ich eigentlich sehr schön, merke aber auch immer wieder, dass es mich auch überfordert. Am Ende muss ich mich ja doch um die Gäste kümmern und fühle mich verantwortlich. Ich habe nie gelernt, für mich selbst und meine Grenzen einzustehen und merke jetzt mit Kind, wie oft ich darüber hinaus gehe und wie viel Kraft mich das kostet. Ich bin sehr erschöpft!

Seit einiger Zeit gehe ich zu einer Gruppe von Schwangeren und jungen Müttern, die in der Schwangerschaftsberatungsstelle angeboten wird. Es gibt dort immer ein leckeres Frühstück und ich genieße den Austausch mit den anderen Müttern.

Die Kursleitungen helfen mir weiter bei meinen aktuellen Fragen rund um Elterngeld und Elternzeit und haben auch gute Beschäftigungsideen für mein aktives Baby. Von den anderen Müttern höre ich, dass ich mit meinen Belastungen nicht alleine bin, und das tut mir sehr gut!

Ich wünsche allen jungen Müttern, dass sie nicht alleine bleiben und dass sie Menschen finden, die sie stärken und unterstützen in dieser teilweise überfordernden Lebensphase.

J.F., 27 Jahre / Caritassozialdienste Rhein-Kreis Neuss e.V.

Ich bin ganz allein nach Deutschland gekommen. Hier hatte ich große Träume. Ich wollte mir ein neues Leben aufbauen, studieren, arbeiten, leben. Doch dann bin ich unerwartet schwanger geworden und der Vater meines Kindes hat den Kontakt ganz abgebrochen. Ich fühlte mich allein, verzweifelt, hilflos und wusste nicht, wie ich das alles alleine schaffen sollte.

Bei esperanza fand ich Halt und wurde verstanden. Mir wurde zugehört. Hier durfte ich weinen und habe Halt gefunden.

Ich kann immer wieder anrufen und mit meiner Beraterin einen Termin vereinbaren. Sie hat mir erklärt, welche Gelder mir und dem Kind zustehen. Vor allem hat sie aber für die Zeit nach der Geburt eine wunderbare Hilfe und Unterstützung organisiert. Eine Familienhebamme kommt mich jede Woche für ein Jahr besuchen, um mich und mein Kind gut beim Start ins gemeinsame Leben zu begleiten. Sie beantwortet all meine Fragen, hört mir zu und hilft, eine gute Beziehung zu meinem Kind zu bekommen.

Außerdem soll eine Ehrenamtliche gefunden werden, die mich bei Arztterminen unterstützt, damit ich gut für mein Kind sorgen kann, wenn es krank ist oder die U-Untersuchungen gemacht werden. Sie soll mir außerdem bei Freizeitaktivitäten helfen, damit ich nicht so alleine mit meinem Kind bin und andere kennenlerne.

Meine Beraterin begleitet mich zur Beratung zur Beistandschaft, um alles mit dem Vater des Kindes zu regeln, weil ich das alleine nicht schaffe. Bei esperanza habe ich erfahren, dass ich in Deutschland nicht allein bin.

H.C., 22 Jahre / Sozialdienst katholischer Frauen und Männer Düsseldorf e.V.

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Elternsein

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Konzept der Wanderausstellung

  • Elf Roll-Ups
  • Jedes Roll-Up besteht aus einem großen Foto und einem Satz/Zitat
  • Jedes Roll-Up hat einen QR Code, der zu zwei Erlebnisberichten und weiteren Informationen führt


Wenn Sie Fragen zu unserer Austellung haben oder die Wanderausstellung für Ihre Räumlichkeiten buchen wollen, wenden Sie sich gerne an uns!

Daniela Forster

Daniela Forster

Referentin für "esperanza"
Beratungs- und Hilfenetzwerk vor während und nach einer Schwangerschaft
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